Wir blicken während der Olympischen Spiele an jedem Morgen auf den zurückliegenden und den kommenden Wettkampftag, erinnern an verschwundene Sportarten und küren das IOC-Mitglied des Tages. Diese Texte erhalten Sie auch als „Baguette und Spiele” morgens per Mail, wenn Sie hier unseren „Was jetzt?”-Newsletter abonnieren.
Worüber reden heute alle?
Über Frauen, die boxen. Vor allem über Imane Khelif aus Algerien und die Taiwanerin Lin Yu-ting. Vor einem Jahr hatte die International Boxing Association (IBA) beide von der Weltmeisterschaft ausgeschlossen, weil sie bei Tests die Kriterien zur Identifikation von weiblichen Athleten nicht erfüllt hätten. Bei Olympia sind die beiden dabei und haben ihre ersten Kämpfe eindeutig gewonnen. Im Falle von Khelif sogar furios. Nach nur 46 Sekunden gab am Donnerstag ihre Gegnerin Angela Carini nach einem Schlag auf die Nase auf. Lin Yu-ting gewann am Freitag eindeutig nach Punkten.
Diskutiert wird, ob die beiden überhaupt hätten antreten dürfen. Von Harry Potter-Autorin J. K. Rowling bis Elon Musk hat jeder eine Meinung, die meisten eine sehr harte. Es wird polemisiert, den Boxerinnen ihr Frausein aberkannt.
Dabei ist vieles in dem Fall unklar. Etwa, was bei den Tests genau untersucht wurde. Die IBA schrieb in einem Statement am Mittwoch, dass es kein Testosterontest gewesen sei, die Details des Tests aber vertraulich bleiben sollten. Das Internationale Olympische Komitee wiederum erklärte, die Athletinnen seien damals ohne ordnungsgemäßes Verfahren ausgeschlossen worden und würden alle Kriterien erfüllen, um in Paris anzutreten. Worin diese Kriterien im Detail bestehen, ist ebenfalls nicht bekannt.
Was klar ist: Für beide Boxerinnen ist die ideologisch aufgeladene und aggressiv ausgetragene öffentliche Diskussion eine immense Belastung. Nach ihrem Kampf verschwand Lin Yu-ting wortlos in die Umkleide, ihr Trainer sagte: „Sie hatte großen Druck.” Den hat heute auch Imane Khelif wieder. Sie kämpft im Viertelfinale gegen die Ungarin Anna Luca Hamori (17.22 Uhr).
Wer wird heute wichtig?
Das Pariser Kopfsteinpflaster. Das hat in den vergangenen Tagen schon einige Opfer gefordert, darunter auch die deutschen Triathletinnen Laura Lindemann und Lisa Tertsch. Auf dem vom Regen feuchten Pflaster rutschten ihnen die Räder und damit die Medaillenchancen weg. Auf der 273 Kilometer langen Strecke des Straßenradrennens heute, der längsten je bei Olympia gefahrenen, gibt es so einige gepflasterte Abschnitte, nicht zuletzt gegen Ende, wenn es hoch auf den Montmartre geht.
Immerhin ist es trocken und die Favoriten für das Rennen sind vorgewarnt. Der Belgier Mathieu van der Poel zum Beispiel, der amtierender Weltmeister und einer der vielseitigsten Radsportler der Welt ist. Das gelbe Trikot der Tour de France hat er auch schon mal getragen. Und diesen Erfolg seinem Opa gewidmet, selbst eine Radsportlegende: Raymond Poulidor, der achtmal auf dem Podium der Tour de France stand, aber nie gewann. Man nannte ihn deshalb den ewigen Zweiten. Um in der Familientradition zu bleiben, müsste van der Poel heute also Silber holen.
Was machen die Deutschen?
Nach dem enttäuschenden fünften Platz im Springreiten gestern versuchen heute die deutschen Reiter im Dressur-Teamwettbewerb die fest eingeplante Medaille zu holen (10 Uhr). Seit 1984 gingen alle Goldmedaillen in dieser Disziplin an Deutschland. Alle, bis auf eine: Bei den Olympischen Spielen in London 2012 siegten die Gastgeber. Man sollte also die chevaux der Franzosen im Auge behalten. Und die deutsche Reiterin Isabell Werth: Gewinnt sie Gold, ist sie die erfolgreichste deutsche Olympionikin der Geschichte. Es wäre ihr achter Olympiasieg. Hinzu kommen fünf Silbermedaillen, neun Weltmeistertitel, einundzwanzig (in Zahlen: 21) Europameistertitel und vierzehn gewonnene deutsche Meisterschaften. Schätzungsweise also mindestens ein mittelgroßer Raum voller Trophäen in ihrem Zuhause.
Den Trophäenraum füllen würde gern auch Ruderer Oliver Zeidler, der im Einer-Finale nach seinem olympischen Rekord von 6:35,77 Minuten im Halbfinale als Favorit gilt (10.42 Uhr). Isabel Gose hat über 800 Meter Freistil Chancen auf ihre zweite Medaille bei diesen Spielen (21.08 Uhr). Und auch im Zehnkampf könnte eine Medaille in ein deutsches Wohnzimmer wandern. Leo Neugebauer hat den ersten Wettkampftag nicht nur mit einer Saisonbestleistung in seiner Hassdisziplin, dem 400-Meter-Lauf, abgeschlossen, sondern auch auf Platz eins der Gesamtwertung.
Die Judokas haben nach einigen bitteren Niederlagen im Mixed-Wettbewerb noch mal die Chance, sich Richtung Medaillen zu kämpfen (ab 8 Uhr). Und dann dürfen noch die beiden Beachvolleyballduos in den Sand: Laura Ludwig und Louisa Lippmann müssen nach zwei Niederlagen unbedingt Spanien besiegen, um nicht auszuscheiden (12 Uhr). Für die Herren Ehlers und Wickler geht es gegen Polen (9 Uhr). Nach sechs abgewehrten Matchbällen zuletzt gegen Australien dürfte ihnen kein Gegner zu groß erscheinen.
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Wir blicken während der Olympischen Spiele an jedem Morgen auf den zurückliegenden und den kommenden Wettkampftag, erinnern an verschwundene Sportarten und küren das IOC-Mitglied des Tages. Diese Texte erhalten Sie auch als „Baguette und Spiele” morgens per Mail, wenn Sie hier unseren „Was jetzt?”-Newsletter abonnieren.
Über Frauen, die boxen. Vor allem über Imane Khelif aus Algerien und die Taiwanerin Lin Yu-ting. Vor einem Jahr hatte die International Boxing Association (IBA) beide von der Weltmeisterschaft ausgeschlossen, weil sie bei Tests die Kriterien zur Identifikation von weiblichen Athleten nicht erfüllt hätten. Bei Olympia sind die beiden dabei und haben ihre ersten Kämpfe eindeutig gewonnen. Im Falle von Khelif sogar furios. Nach nur 46 Sekunden gab am Donnerstag ihre Gegnerin Angela Carini nach einem Schlag auf die Nase auf. Lin Yu-ting gewann am Freitag eindeutig nach Punkten.