Wirtschaftspreise für meisterliche Firmenübergaben nach Starnberg und Weßling
Der 17. Wirtschaftspreis des Landkreises geht an das Rohstoff-Unternehmen Klarwein aus Weßling und an die Immobilienverwaltung Estate 5 aus Starnberg. Sie haben die Nachfolge laut Jury besonders zielorientiert, wertschätzend und nachhaltig geregelt.
Es war eine relativ spontane Entscheidung, wie Annette von Nordeck von der Wirtschafts- und Tourismusfördergesellschaft gwt sagte: Der Wirtschaftspreis des Landkreises ging bei der Verleihung im Berger Marstall am Mittwochabend nicht nur an eine Firma – sondern an zwei. „Ich bin dann mal weg … Wie Unternehmen ihre Nachfolge erfolgreich gestalten“, lautete das Motto des mittlerweile 17. Wirtschaftspreises. Und um den zwölf Finalisten gerecht zu werden, unterschied die Jury zwischen familieninterner und -externer Übergabe. Die Sieger: die Klarwein GmbH aus Weßling, bei der drei Geschwister den Betrieb von den Eltern übernommen haben, und die Starnberger Estate5 AG, die die Nachfolge extern gelöst hat.
150 Menschen, unter ihnen viele Unternehmer und Kommunalpolitiker, nahmen Platz im etwas spärlich beleuchteten Marstall, wo einst König Ludwig II. seine Pferde und Kutschen eingestellt hatte. Von Nordeck und gwt-Chef Christoph Winkelkötter stellten zunächst die Jurymitglieder vor – und damit sich selbst, Cyrus Ahari (VR Bank), Michaela Eisenschmid (Handwerkskammer), Marina Frank (Arbeitsagentur), Michael Padberg (Unternehmerverband UWS), Katja Roever (IHK), Rainer Schnitzler (Bürgermeistersprecher) und Horst Stockmar (Unternehmensnachfolge-Berater). Winkelkötter stellte heraus, dass der Wirtschaftspreis in ein Verfahren eingebettet ist, dass es eben eine Jury gibt, die sich vor Ort ein Bild von den zwölf Finalisten macht. „In anderen Landkreisen gibt es eine Feier, und dann wird es einer.“
Insgesamt gab es diesmal 40 Bewerber. Gewinnen sollten jene, die die Nachfolge „effizient, zielorientiert und wertschätzend“ geregelt haben. Über Klarwein – die vor 111 Jahren gegründete Firma steht für nachhaltige Rohstoffgewinnung, Recycling und intelligente Entsorgungslösungen – sagt von Nordeck in einer Mitteilung zur Verleihung: „Was mich besonders beeindruckt hat, ist die außergewöhnliche Harmonie, mit der der Übergabeprozess gestaltet wurde. Über viele Jahre hinweg hat Karl Heinz Klarwein seine drei Kinder nicht nur in den Betrieb eingeführt, sondern ihnen die Werte und Visionen vermittelt, die das Unternehmen ausmachen.“ Besonders der Mix aus Tradition und Innovation sei der Jury positiv aufgefallen – oft berge ja gerade eine familieninterne Übergabe Herausforderungen, zum Beispiel, wenn es ums Geld geht.
Recycling, Altlastensanierung, Erdarbeiten, Kiesgrubenbetrieb, Substrateherstellung für den Straßenbau: Klarwein ist auf vielen Feldern aktiv. Dass die Weßlinger Firma und die Geschwister Klarwein breit aufgestellt sind, kam gut an: Christian (42) ist Bauingenieur, Andreas (39) Kfz-Technik-Meister und Karin (36) Umweltingenieurin. Andreas Klarwein sagte dem Merkur, nachdem die Familie die Hirschgeweih-Trophäe aus den Händen von Landrat Stefan Frey entgegengenommen hatte: „Wir sind begeistert und baff, dass wir als bodenständiges Unternehmen bei der starken Konkurrenz gewonnen haben.“
Groß war die Freude auch bei Angela Hartmann und Felix Meinhold. Hartmann hatte ihre Estate 5 AG, eine der größten Hausverwaltungen im Landkreis, an Meinhold verkauft. Weil dieser Prozess so gut gelungen ist, bekamen die beiden den Preis in der Kategorie familienexterne Übergabe. „Vorausschauende Planung, klare Kommunikation und die Einbindung aller relevanten Partner – das ist uns hier besonders positiv aufgefallen“, lobte gwt-Geschäftsführer Winkelkötter. Angela Hartmann bestätigte gegenüber dem Merkur noch mal die große Herausforderung der Nachfolgeregelung. „Das ist ein sehr emotionales Thema, die Eltern hatten die Firma ja gegründet.“ Der 41-jährige Meinhold, der zuvor für Großkonzerne in Singapur, Dubai und Saudi-Arabien tätig war, punktete mit Fachkompetenz, Digitalisierung-Know㈠how und viel Erfahrung im Bereich Nachhaltigkeit. So sei es gelungen, „Bewährtes zu bewahren und gleichzeitig neue Impulse zu setzen“, sagte Laudator Winkelkötter.
Estate 5 war 2018 schon mal für den Wirtschaftspreis nominiert, damals stand das Thema Ausbildung im Fokus. Heuer standen neben den Siegern folgende zehn Unternehmen im Finale: die Zimmerei Gansneder aus Pöcking, Fahrrad Nandlinger aus Herrsching, der Hightech-Maschinenbauer Schölderle sowie der Orgelspezialist Eisenschmid aus Andechs, die Bausanierungsfirma Meinert, die Unternehmensberatung Strange Consult sowie die Architekten Pfisterer und Twiehaus aus Tutzing, der Stanztechniker und Werkzeughersteller Romacker aus Gilching, die Spenglerei und Dachdeckerei Bernlochner aus Hochstadt und die Klima- und Kältetechniker von Trane Roggenkamp aus Krailling.
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