„Weil ich das Gefühl habe, dass ich hier gebraucht werde“: Neue Militärpfarrerin in Altenstadt eingesegnet

Startseite Lokales Schongau Altenstadt „Weil ich das Gefühl habe, dass ich hier gebraucht werde“: Neue Militärpfarrerin in Altenstadt eingesegnet Stand: 17.08.2024, 12:00 Uhr Kommentare Drucken Teilen Einsegnung von Militärpfarrerin Sandra Gassert durch Militärbischof Bernhard Felmberg (re.), Dekan Ralf Zielinski, Gasserts Ehemann Klaus Dinkel-Gassert und Markus Linde (v. l.). © Manfred Ellenberger Sandra Gassert ist die neue
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Einsegnung von Militärpfarrerin Sandra Gassert durch Militärbischof Bernhard Felmberg (re.), Dekan Ralf Zielinski, Gasserts Ehemann Klaus Dinkel-Gassert und Markus Linde (1. bis 3. v. l.).
Einsegnung von Militärpfarrerin Sandra Gassert durch Militärbischof Bernhard Felmberg (re.), Dekan Ralf Zielinski, Gasserts Ehemann Klaus Dinkel-Gassert und Markus Linde (v. l.). © Manfred Ellenberger

Sandra Gassert ist die neue Leiterin des evangelischen Militärpfarramtes in Altenstadt. Sie wurde jetzt in der Basilika in ihr Amt eingeführt.

Altenstadt – Im Zuge einer Umstrukturierung war zwischenzeitig der anfangs in der Zuständigkeit von Sandra Gassert liegende Standort Murnau dem Militärpfarramt Mittenwald übertragen worden. Dafür wurde ihr der bis dahin vom Militärpfarramt Untermeitingen wahrgenommene Standort Kaufbeuren übertragen.

Die Pfarrerin ist seit 2001 im Kirchendienst tätig. Nach ihrer Vikariatszeit war sie 20 Jahre lang Pfarrerin in Penzberg und im ambulanten Kinderhospiz München sowie als Sonderseelsorgerin für Einsatzkräfte zuständig, wo sie in der Stressbewältigung für diese aktiv war. Sehr passend, denn in ihrem ersten Beruf war sie Polizistin. 

Mit Familie, Hund und Hase in Marktoberdorf daheim

Bereits seit 1997 betreibt sie ehrenamtlich regionale als auch überregionale Notfallseelsorge. Privat lebt Sandra Gassert mit ihrem Mann Klaus Dinkel-Gassert und den heranwachsenden Kindern mitsamt Hund und Hase seit einem Jahr in Marktoberdorf. Ihr Mann ist dort Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde.

Nach der feierlichen und stimmigen Einführungs-Zeremonie mit dem von der Fliegerhorstkapelle Kaufbeuren gespielten „Marsch des Soldaten Robert de Bruce“ begonnen hatte, zeigte sich der Leitende Militärdekan des Militärdekanats Süd, Ralf Zielinski, dankbar darüber, dass Sandra Gassert als Pfarrerin für den Dienst in der Militärseelsorge gewonnen werden konnte.

Erfahrungen in der Notfallseelsorge

Zudem bringe sie „Erfahrungen mit aus dem Bereich der Notfallseelsorge und in der Betreuung in Blaulichtorganisationen“. Ihr Wissen könne sie „gewinnbringend in ihrer neuen Aufgabe einbringen“.

Bei den Soldaten, die sie begleite, spiele zunehmend die Befähigung zur „Landes- und Bündnisverteidigung“ eine wichtige Rolle. Um den Frieden zu bewahren, müssten die Soldaten glaubwürdig demonstrieren, dass sie verteidigungsfähig sind. Gassert begleite sie dabei als Seelsorgerin stets mit offenen Ohren und ihrem fürsorglichen Rat.

Grauzonen zwischen Gut und Böse

In seiner Einführungsansprache ging Militärbischof Bernhard Felmberg auf das Lied „Freiheit“ des Musikers Marius Müller-Westernhagen ein. Der 1987 geschriebene Text war im September 1990 in einer Liveversion erschienen. Für den Bischof „ein Lied zur rechten Zeit“.

Denn Freiheit müsse „in Verantwortung“ wahrgenommen werden, was auch anstrengend sein kann. Der christliche Glaube setze hinter den Begriff der Freiheit „immer ein Ausrufezeichen!“.

Sandra Gassert bescheinigte er, viel erlebt und dabei erfahren zu haben, „wie viele Grauzonen es im Leben zwischen Gut und Böse gibt“. Sie aber wolle zu den Guten gehören und habe sich in Freiheit für ihren neuen Beruf entschieden und stehe zum Geist der Freiheit.

„Ich habe den Weg zu Euch ganz bewusst eingeschlagen“

Anschließend folgte die eigentliche Einführung und Einsegnung, wobei auch die dem Bischoff assistierenden Militärgeistlichen, Gasserts Ehemann und ein Freund der Familie, unter Handauflegung ein biblisches Segenswort sprachen.

Sandra Gasserts nachfolgende Predigt hatte die Jona-Geschichte zum Inhalt, die von einem Mann und einen Wal handelt. An die Soldaten wandte sie sich mit den Worten: „Ich habe den Weg zu Euch ganz bewusst eingeschlagen, weil ich das Gefühl habe, dass ich hier gebraucht werde.“

Bei dem gemeinsamen Fürbittenlesen in der Basilika in Altenstadt: (von links) Altenstadts neue Militärpfarrerin Sandra Gassert, Markus Linde, Dekan Ralf Zielinski, Max Albrecht und Gasserts Tochter Hannah.
Bei dem gemeinsamen Fürbittenlesen in der Basilika in Altenstadt: (von links) Altenstadts neue Militärpfarrerin Sandra Gassert, Markus Linde, Dekan Ralf Zielinski, Max Albrecht und Gasserts Tochter Hannah. © Manfred Ellenberger

Es habe aber auch eine Zeit gegeben, in der sie dem Dienen den Rücken kehren wollte, dann aber gemerkt habe, dass sie Gott „egal, wohin ich gehe“, immer dorthin schickt, wo er sie haben möchte. Dafür habe er sie mit einer Familie beschenkt, die sie ziehen lässt, auch wenn es manchmal schwerfalle.

„Ich freue mich auf ruhige See, blauen Himmel und gutes Essen“, sagte sie über die bevorstehende Zeit als Militärpfarrerin. Und wenn doch ein Sturm am Horizont aufziehen sollte, „dann werde ich ganz still und höre“. An diesem Hören ließ sie auch die Gottesdienstbesucher in eindrucksvoller Weise teilhaben. „Und wenn ich ihn dann höre … Gottes Herzschlag, dann weiß ich, dass alles gut werden wird.“

Menschen gewinnen

Im Anschluss an den Gottesdienst ging es von der Basilika in den Pfarrsaal. Der Kaufbeurer Kommandeur, Oberst Thorsten Milewski, machte den Anfang bei den offiziellen Grußworten. Er freue sich „auf die gemeinsame Zeit“. Als Dekan Ralf Zielinski Schongaus Bürgermeister Falk Sluyterman um ein Grußwort bat, meinte der, dass er keines vorbereitet habe, da er als Vertreter der Nachbargemeinde gekommen und Schongau ja nicht die Garnisonsgemeinde sei. Gleichwohl hatte er schnell entsprechende Worte parat.

Dekan Jörg Hammerbacher attestierte Gassert, dass sie es schafft, „Menschen zu gewinnen“. Der stellvertretende Dekan des Dekanats Kempten, Wolfgang Thumser, wo sie zuletzt gewirkt hatte, war „nicht so begeistert“ von der Entscheidung, weil man sie gern dort behalten hätte. Die Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde Schongau, Angelika Bischoff, freute sich hingegen, dass sie mit Gassert quasi „Tür an Tür“ arbeite.

„Ich habe die Freiheit, nichts mehr zu sagen. Und ich habe auch nichts mehr zu sagen“, waren die Schlussworte Gasserts am Ende ihrer gelungenen Amtseinführung. 

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