Warum Donald Trump ein Risiko für die deutsche Wirtschaft ist
Für die deutsche Wirtschaft werden die USA immer wichtiger. Eine zweite Präsidentschaft von Donald Trump könnte das Handelsmodell ins Wanken bringen.
Die Chancen stehen weiter gut für Donald Trump. Gewinnt der republikanische Präsidentschaftskandidat die Wahlen im November, will er umfassende Außenzölle einführen. Hauptleidtragender wäre voraussichtlich China. Teuer würden die Ideen Trumps aber auch für Deutschland. Denn für die hiesige Wirtschaft, insbesondere für ihre Ausfuhr, werden die USA immer wichtiger. Zu den „größten Risiken“ für die exportabhängige deutsche Ökonomie zählt der Internationale Währungsfonds daher „die zunehmende geoökonomische Fragmentierung“.
Trump hat den Wählerinnen und Wählern eine Renaissance der US-Industrie versprochen sowie eine stärkere Unabhängigkeit von China. Zu diesem Zweck brachte er nicht nur einen Zoll von 60 Prozent auf chinesische Importe ins Spiel, sondern auch einen allgemeinen Zollsatz von zehn Prozent auf sämtliche Importe. Ein Zoll in dieser Höhe wäre „in jüngerer Vergangenheit beispiellos“, so die Commerzbank.
Wie die US-Wahl großen Einfluss auf Deutschland haben kann
Ob die Instrumente ihre Ziele erreichen, ist allerdings fraglich. Bereits die in den vergangenen Jahren erhobenen Zölle haben die Industrieproduktion in den USA nicht erhöhen können. Auch als Einnahmequelle sind sie nicht ergiebig genug. Zwar hatte Trump erwähnt, im Zuge der höheren Zolleinnahmen könne man die Einkommensteuer abschaffen. Die Commerzbank rechnet allerdings vor, dass zu diesem Zweck die durchschnittlichen US-Zölle von derzeit 2,5 Prozent auf 67 Prozent erhöht werden müssten – mit entsprechend negativen Folgen für die US-Ökonomie. Bereits die Einführung eines allgemeinen zehnprozentigen Zolls würde die Vereinigten Staaten in eine Rezession drücken und die Inflation anheizen, prognostiziert die niederländische Großbank ABN Amro.
Das Ziel, die chinesische Ökonomie zu schädigen, könnten die Zölle allerdings erreichen. Getroffen würde auch die deutsche Wirtschaft, für die die USA in den vergangenen Jahren immer wichtiger geworden ist. Das liegt zum einen an dem schrumpfenden Handelsvolumen mit Ländern wie China und Russland sowie am starken Wirtschaftswachstum in den Vereinigten Staaten. Zum anderen hat der Export für das deutsche Wachstum wieder an Bedeutung gewonnen. Sichtbar ist dies am Überschuss Deutschlands im Geschäftsverkehr mit dem Rest der Welt – dem Leistungsbilanzüberschuss – der das Wachstum stützt. Dieser Überschuss war 2022 auf vier Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) gefallen, beträgt inzwischen aber wieder sechs Prozent. „Das alte deutsche Wachstumsmodell läuft wieder“, kommentierte die Deutsche Bank, die erwartet, dass der Leistungsbilanzüberschuss in den nächsten Monaten wieder in Richtung acht Prozent klettern wird.
Der Außenhandelsüberschuss wird also wichtiger für Deutschland – und hier vor allem die Rolle der USA, mit denen inzwischen 40 Prozent des Überschusses erzielt werden. Das, so die Deutsche Bank, sei deutlich mehr als die 25 Prozent in den Jahren vor der Corona-Pandemie. Im ersten Halbjahr 2024 waren die USA wieder größter Exportmarkt für hiesige Firmen. „Aus unserer Sicht dürfte diese Rotation weg von Asien und Europa und zu den USA wohl dauerhaft sein“, so die Deutsche Bank. Sollte eine neue Regierung in Washington einen härteren handelspolitischen Kurs einschlagen, könnte sich der Außenhandel daher als „wackeliger Pfeiler“ der deutschen Konjunktur erweisen. „Die Verletzlichkeit gegenüber US-Protektionismus ist größer als vor der Pandemie.“
Abhängigkeit von den USA besorgt auch die deutsche Börse
Nach einer Simulation des unternehmensnahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) vom vergangenen März wären Trumps Zölle „besonders für deutsche Unternehmen, die in die USA exportieren, ein schwerer Schlag – schließlich zählen die USA vor allem für die Automobilindustrie, aber auch für viele andere Branchen zu den wichtigsten Handelspartnern“. Das IW berechnet einen BIP-Verlust von mehr als 120 Milliarden Euro über die gesamte Amtszeit Trumps. „Für den Fall, dass sich China gegen diese Handelspolitik der USA wehrt und die Zölle für US-Importe seinerseits um 40 Prozentpunkte erhöht, würde das die deutsche Wirtschaft voraussichtlich 150 Milliarden Euro kosten.“
Diese Abhängigkeit von den USA besorgt auch die deutsche Börse, auf deren Kursen die Aussicht auf eine neue Trump-Präsidentschaft lastet. Schließlich „würde eine Einschränkung des Welthandels insbesondere viele weiterhin stark vom Export abhängige Dax-Unternehmen treffen“, erklärt die Commerzbank. Bereits jetzt leide der Deutsche Aktienindex stark unter der schwachen Nachfrage im wichtigen Exportmarkt China.
Allerdings: Um seine Zollpläne vollständig umzusetzen, müsste Trump nicht nur die Wahl gewinnen, seine Partei müsste auch beide Kammern des Kongresses dominieren. Im Repräsentantenhaus haben die Republikaner seit 2022 eine knappe Mehrheit. Ebenso knapp ist die Mehrheit der Demokraten im Senat. Gewännen die Demokraten das Repräsentantenhaus, könnte Präsident Trump nicht durchregieren und könnte mit Verweis auf die nationale Sicherheit nur einzelne Zollanhebungen durchsetzen, insbesondere gegen China. Damit wäre Deutschland noch einmal glimpflich davongekommen.
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