Vorerst wird nur in Reichling nach Gas gebohrt: Bürgermeister kritisiert Proteste
Ein Börsenbericht hatte im Herbst einige Bürger aufschrecken lassen, dass es womöglich neben Reichling noch weitere Erdgasprobebohrungen in der Nähe geben könnte. In naher Zukunft ist dies wohl nicht der Fall.
Reichling – Außer in Reichling stehen derzeit keine weiteren Probebohrungen nach Erdgas unmittelbar bevor. Zumindest hat die Genehmigungsbehörde, das Bergamt Süd, keine Kenntnis von weiteren Vorhaben. Dies bestätigte Wolfgang Rupp, Pressesprecher des Bergamts Süd, unserer Zeitung. Zuvor hatte Radio Lora München darüber in einer Sendung zur möglichen Reaktivierung von Erdgasbohrungen in Südbayern berichtet.
In dem betreffenden Börsenbericht hatte der Rohstoffkonzern MCF Energy im Herbst mitgeteilt, dass in dem Gebiet „Lech Ost“, das vom Reichlinger Ortsteil Gimmenhausen bis nach Dießen am Ammersee reicht, bereits der Standort für eine erste Bohrung ausgewählt worden sei: „Es wurden Pachtverträge mit dem Eigentümer der Oberflächenrechte unterzeichnet“, hieß es. Umweltstudien für einen vorläufigen Bohrplatz seien bereits in Auftrag gegeben worden.
Bislang sind dem Bergamt aber noch keine derartigen Pläne bekannt: „Mit Ausnahme der Bohrung Kinsau 1 (gemeint ist Reichling – Anm. d. Red.) sind beim Bergamt seit 1. Januar 2020 auch keine weiteren Anträge auf Zulassung von Erdgasbohrungen eingegangen und hat das Bergamt auch keine weitere Zulassung für Erdgasbohrungen erteilt“, informierte Pressesprecher Rupp auf Anfrage von Radio Lora. Dies betreffe sowohl vorhandene als auch mögliche neue Bohrlöcher: Es seien – abgesehen von dem Vorhaben in Reichling – „weder Anträge auf Reaktivierung alter Erdgasbohrungen noch Anträge auf Einrichtung neuer Erdgasbohrungen eingegangen“, ergänzte Rupp auf Nachfrage unserer Zeitung.
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Indes kritisierte Reichlings Bürgermeister Johannes Hintersberger erneut Protestbewegungen gegen die geplante Bohrung in Reichling – insbesondere den jüngsten Lichterspaziergang. Es „kristallisiert sich nun doch mehr und mehr heraus, dass es sich hierbei nur noch um eine Plattform von ‚Nichtmitbürgern‘ handelt“, schrieb der Bürgermeister diese Woche im Gemeindemitteilungsblatt und spielte damit auf die Tatsache an, dass bei der Demonstration mehr Leute aus den umliegenden Dörfern sowie aus Dießen gekommen waren als aus der Gemeinde Reichling selbst. Ebenso habe ihn an jenem Abend während der gemeindlichen Weihnachtsfeier ein Anruf der Polizeiinspektion Dießen erreicht, dass die Protestveranstaltung nicht ordnungsgemäß durchgeführt worden sei, berichtete der Gemeindechef.
Bürgermeister widerspricht Kritikern
„Ich persönlich stelle mir die Frage: Wie lange wollen wir uns Reichlinger das noch gefallen lassen?“, meinte Hintersberger und kritisierte: „Es ergreifen an unserem Rathaus Gemeinderäte aus Dießen das Mikrofon und behaupten, es wäre nicht früh genug zur Exploration von Kohlenwasserstoffen informiert worden, und man müsse den Bürgermeister ‚wachrütteln‘. Ich für meinen Teil bin hellwach, leider kann man sich als Verantwortungsträger nicht hinter Ideologien verstecken.“ „Eine schöne neue Welt muss auch finanziert werden“, meinte der Bürgermeister. Hintersberger bezog sich in seiner Kritik auf die Rede von Miriam Anton, die in Dießen sowohl dem Gemeinderat als auch der dortigen Bürgerinitiative angehört und bei der Demonstration vor dem Reichlinger Rathaus gesprochen hatte.
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