„Urban Gardeners“ am Marienplatz: Wie Pflanzenverkauf auf KI-Basis funktiniert
Valentin und Jakob Kiefl aus Buchendorf ziehen ein positives Fazit ihres innovativen Geschäfts „Urban Gardeners“ in München. Das durch eine Stiftung ermöglichte Projekt endet diesen Samstag – vorerst.
Buchendorf/München – Welche Pflanze ist die richtige für mich? Eine Antwort hierfür können Interessierte nur noch am Samstag bei den „Urban Gardeners“ am Marienplatz in München bekommen. Mit Unterstützung durften Valentin und Jakob Kiefl aus Buchendorf dort ihre Vision verwirklichen: interaktive Kundenbetreuung mithilfe von Künstlicher Intelligenz. Ein Projekt, das nun am Marienplatz zu Ende geht, aber noch ganz am Anfang steht.
Nicht jeder hat einen grünen Daumen, aber was nicht ist, kann ja noch werden. Mithilfe ihres KI-gestützten „Plantfinders“ und einem 3D-Drucker für Übertöpfe und Vasen haben Valentin (27) und Jakob (22) Kiefl in ihrem Laden „Urban Gardeners“ (auf Deutsch: Stadtgärtner) die Pflanzenberatung auf ein neues Level gebracht. Seit 15. März konnten sich Kunden hier auf eine ganz spezielle, technische Art beraten lassen.
Im August 2023 wurden die Kiefl-Brüder, deren Eltern das Gartencenter Kiefl in Buchendorf führen, auf die Ausschreibung des Förderformats „Future Retail Store“ der Rid-Stiftung aufmerksam. Dabei stellt die Stiftung bayerischen Einzelhändlern Ladenflächen als Experimentierraum zur Verfügung. Somit können, zusätzlich mithilfe des Frauenhofer-Instituts Nürnberg, innovative Geschäftsmodelle und digitale Technologien in realen Geschäftssituationen erprobt werden. Für die beiden, die schon länger über das Thema Künstliche Intelligenz in der Pflanzenberatung nachdenken, ein Volltreffer. Sie bewarben sich mit ihrem Konzept „Urban Gardeners“ – und bekamen den Zuschlag. Im Februar war klar, dass die „Urban Gardeners“ in die Ladenfläche im Münchner Rathaus für drei Monate einziehen dürfen, etwa einen Monat später eröffneten sie.
Mit im Gepäck hatten sie nicht nur einen 3D-Drucker, der Vasen und Übertöpfe nach Wunsch vor Ort druckt, sondern auch ihr Superhirn, den „Plantfinder“. Der Gedanke dahinter: Der Kunde berät sich selbst. Zusätzlich sei das Ganze eine enorme Erleichterung für das Nicht-Fachpersonal, erklärt Jakob Kiefl.
Aber wie funktioniert der „Plantfinder“ überhaupt? Die Kiefl-Brüder erklären es so: Grundsätzlich gebe es drei verschiedene Möglichkeiten, davon Gebrauch zu machen. Kunden könnten einfach durch das Kiefl-Sortiment stöbern, Informationen zum besagten Produkt erhalten sowie Pflegehinweise. Für jemanden, der gar nicht so recht weiß, welcher Pflanze er gewachsen ist, kommt die „Plantfinder-Funktion“ ins Spiel. Wie viel Licht habe ich in der Wohnung? Wie oft möchte ich die Pflanze gießen? Wie viel Erfahrung habe ich bereits in der Pflanzenpflege? All diese Fragen kann der „Plantfinder“ stellen, und basierend auf den Antworten gibt es eine Pflanzenvorauswahl. Als klassische Einsteigerpflanze könnte der „Plantfinder“ die „Schwiegermutterzunge“, auch Sanseveria genannt, empfehlen. Sie gilt als robust und nicht besonders zeitintensiv. „Die verzeiht einem viel“, erklärt Valentin Kiefl. Hat der Kunde eine konkrete Frage, kann er sich mit dem KI-Chatbot in Verbindung setzen. „Welche Erde benötige ich für diese Pflanze?“ – die Chatfunktion liefert die Antwort.
Auch wenn Künstliche Intelligenz bei den „Urban Gardeners“ eine wichtige Rolle spielt, ist es kein vollautomatisierter Laden. Die Brüder sind ab und zu selbst vor Ort und haben auch ein Mitarbeiter-Team aufgebaut. „Das Menschliche stand immer an erster Stelle“, betont Valentin. Dennoch gab es am Anfang Bedenken, dass der Kunde ein Display inklusive Chatbot nicht als richtige Beratung wahrnimmt. Eine Sorge, die sich zum Glück nicht bewahrheitet hat. Valentin und Jakob Kiefl berichten von einem sehr positiven Feedback. Auch ein Grund, weshalb das Projekt am Marienplatz schließlich auf sechs Monate verlängert wurde. „Die Menschen freuen sich, dass endlich wieder was Grünes in der Stadt ist“, so Jakob Kiefl.
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Doch neigt sich die grüne Ära endgültig dem Ende zu. Für ihr Superhirn soll es aber keineswegs das Ende sein. Valentin und Jakob Kiefl möchten ihr Konzept weiterverfolgen, sodass der Kunde den „Plantfinder“ auch online von zu Hause aus nutzen kann. „Wir haben einen qualitativen Anspruch an die Ware, die wir dem Kunden auch weiterhin bieten wollen, nur eben online“, erklären die beiden. Diesen Samstag öffnen die „Urban Gardeners“ zum letzten Mal von 8 bis 20 Uhr ihre Türen. Jakob und Valentin Kiefl werden vor Ort sein. Für die Kunden soll es Eis und eine Tischtennisplatte geben. Was den Brüdern am wichtigsten ist: „Eine gute Stimmung, wir wollen den Tag genießen.“
Pia Maurer
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