„Typisch Deutschland“: Entscheidung über Michael Schumacher sorgt für Unmut bei Bruder Ralf
Formel-1-Legende Michael Schumacher wird vorerst kein Ehrenbürger seiner Kindheits-Heimat Kerpen. Eine Entscheidung, die Bruder Michael zur Weißglut treibt.
Kerpen – Reichlich Unruhe derzeit für die Familie von Deutschlands Formel-1-Legende Michael Schumacher. Während im Prozess um die Erpressung der Familie zwei Angeklagte zum Auftakt gestehen, sorgt abseits des Gerichts eine Entscheidung der Stadt Kerpen für Aufsehen: Schumacher wird kein Ehrenbürger in seiner einstigen Heimat. Bruder Ralf und weitere Vertraute der Motorsport-Ikone sind deshalb mächtig sauer.
Ralf Schumacher wütet gegen Politiker in Kerpen: „Fehlen mir einfach nur die Worte“
„Das ist typisch Deutschland und unsere Politik“, schreibt Ralf Schumacher auf Instagram zu einem Foto eines Artikels zu der Entscheidung aus dem Kölner Stadt-Anzeiger. „Leistung ist scheinbar nicht mehr wichtig. Wenn man sich überlegt, was mein Bruder durch seinen Erfolg für Kerpen getan hat, fehlen mir bei sowas einfach nur die Worte“, macht der 49-Jährige seinem Ärger Luft.
Auch Reiner Ferling, Vorsitzender des Michael-Schumacher-Fanclubs, ist mit der Entscheidung nicht einverstanden: „Wie mit Michael als Person umgegangen wird, ist unter aller Sau. Ich bin richtig sauer. Die Stadt bekommt es nicht auf die Reihe, jemanden zum Ehrenbürger zu ernennen, der sieben Weltmeistertitel für uns geholt hat“, sagte Ferling dem Kölner Stadt-Anzeiger. In den sozialen Medien sind zahlreiche Fans der gleichen Meinung und kritisieren die Stadt für den Schritt.
Stadt Kerpen rechtfertig Entscheidung gegen Schumacher-Ehrenbürgerschaft
Doch warum entschied die Stadt überhaupt gegen eine Ehrenbürgerschaft? Die Fraktionen im Stadtrat hätten sich Ende November untereinander darauf geeignet, dass es derzeit keine Ehrenordnung für die Stadt brauche, sagte eine Sprecherin der Stadt der Deutschen Presse-Agentur. Die Entscheidung sei nicht über die Verwaltung oder den Bürgermeister gegangen, sondern eine Entscheidung der Politik im Rat.
Es ergebe „derzeit keinen Sinn“, den siebenfachen Formel-1-Weltmeister derart zu ehren. „Wir haben einfach andere Baustellen“, erklärte Andreas Lipp von der SPD. „Wo fängt man bei Ehrenbürgerschaften an, wo hört man auf?“, äußert sich Peter Abels von den Grünen. Bürgermeister Dieter Spürck (CDU) erklärte lediglich, er könne den Ärger von Ralf Schumacher verstehen.
Meine news
Schumacher bereits Ehrenbürger in Maranello und Spa
Der Michael-Schumacher-Fanclub in Kerpen hatte sich Anfang 2024 mit einer Petition für die Ehrenbürgerschaft des Ex-Formel-1-Weltmeisters starkgemacht. Michael Schumacher ist genau wie sein Bruder in Hürth geboren, hat aber einen Großteil seiner Kindheit in Kerpen verbracht und betrieb dort eine Kartbahn.
Bereits im März wurde die Verleihung der Ehrenbürgerschaft an Michael Schumacher im Stadtrat besprochen und einstimmig vertagt worden. Die Fraktionen und die fraktionslosen Stadtverordneten sollten sich zunächst interfraktionell abstimmen, ob eine Ehrenbürgerschaft eingeführt werden soll, hieß es. Bis heute liege der Stadtverwaltung kein neuer Antrag zu dieser Thematik vor, hieß es nun von Seiten der Stadt.
Damit bleibt Michael Schumacher zumindest vorerst eine weitere Ehrenbürgerschaft verwehrt. In anderen Städten wie Maranello (Heimat von Ferrari), Spa (Formel-1-Debüt und erster GP-Sieg) und Sarajevo (Verdienste für Kinderopfer des Krieges) wurde dem Deutschen diese Ehre bereits zuteil – in Kerpen hingegen entschied man sich bislang dagegen. (LuHa/dpa)
Auch interessant
Kommentare
Teilen