Turmbau zu Fürmoosen: Hier entsteht das zweite Windkraftwerk im Landkreis Ebersberg
Die Baustelle der Windenergieanlage in Moosach zieht viele Blicke auf sich. Während der Turm in die Höhe wächst, wächst auch die Neugier der Anwohner. Doch das spektakulärste Ereignis steht noch bevor.
Moosach/Bruck – Gebannt steht Gerold Siemer an der Absperrkette und beobachtet, wie sich ein übermannshoher Betonring auf den darunterliegenden niedersenkt. „Die müssen gut fliegen können“, sagt der pensionierte Heizungsbauer und Leiterplattentechniker anerkennend über die beiden Monteure, die händisch nachhelfen, damit das gut 55 Tonnen schwere Teil zentimetergenau am richtigen Fleck landet. „Da oben ist alles aalglatt.“ Dann sitzt der vierte Ring, der Turm wächst auf zwölf Meter Höhe an.
Seit Anfang der Woche überragt ein blauer Kran das Waldstück zwischen Taglaching (Gemeinde Bruck) und Fürmoosen (Moosach). Er ist der erste weithin sichtbare Fixpunkt, dass es nun ernst wird mit der dort geplanten Windenergieanlage. „Jetzt wissen wir, wo wir sind“, frotzelt Hans Zäuner (50), bekannter hiesiger Windenergieunternehmer und hier der Bauherr, wie auch schon bei der Anlage im nahen Hamberg. Der Kranturm ist nur ein Vorgeschmack, auf das, was kommt. Am Mittwochfrüh begannen die Arbeiter bei Fürmoosen, der zweiten Windrad-Baustelle im Landkreis, den Kranturm Reihe um Reihe aufzuschichten. Anders als bei einem Lego-Bauwerk, wo alle Teile irgendwie zusammenpassen, muss hier der schwere Autokran eine genaue Reihenfolge einhalten, wenn er bei den 90 einzelnen, fächerförmig auf dem Bauplatz platzierten Segmenten zugreift. Damit verjüngt sich der Betonturm wie geplant nach innen, erklärt Zäuner,
90 Betonteile formen 30 Ringe, dann folgt Stahl
„Wenn man schon ein Teil von so etwas ist, muss man sich das auch anschauen“, findet Gerold Siemer (76), der seit einem guten Jahr in Taglaching lebt und gleich Anteile für das Vorhaben gezeichnet hat. „Das ist für die Leute hier“, sagt er über die Bürgerbeteiligung. Und über die viel zahlreicheren Anlagen in seiner früheren Heimat bei Oldenburg: „Das machen alles Großinvestoren.“
Währenddessen hievt ein Autokran ein drittes Drei-Meter-Betonsegment auf ein hüfthohes, stählernes Gerüst. Dort schleifen die Monteure noch ein paar Kanten nach und verschrauben die drei Teile zu einem ganzen Ring. Dann übernimmt der zweite Kran, der den Betonturm über die kommenden Wochen bis auf runde 100 Meter Höhe anwachsen lassen soll. An orangefarbenen Bändern wuchtet er seine Last empor. Oben ruhen die Betonteile abgedichtet von einem Quellband plan aufeinander und werden im Turminneren mit Stahlseilen verspannt. Kaum eine Stunde dauert es, bis sich die Schritte wiederholen und der nächste Ring an die Reihe kommt. Schon am Donnerstag werde das entstehende Windrad die umstehenden Bäume deutlich überragen, sagt Bauherr Zäuner und ergänzt: „Zurzeit läuft alles, ich bin zufrieden.“
Geplanter Betriebsstart: November 2024
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Ohne Pause soll es die kommenden Wochen auf der Baustelle weitergehen, wo zwei Kranfahrer und sechs Monteure werkeln, bereit stehen Bagger, Radlader und Walzmaschine für die Nebenarbeiten. Damit Ende September der Großkran anrücken kann, der die 25 bis 30 Meter hohen Stahlrohre in die Höhe hievt, die dem Windkraftwerk seine endgültige Nabenhöhe verleihen sollen – und die Flügel und den Generator, damit aus dem Turm ein Kraftwerk wird. So das alles klappt, werde die Anlage Anfang November in Betrieb gehen, sagt Hans Zäuner. „Der Zeitplan steht.“
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Gerold Siemer hat für heute genug gesehen. „Wenn ich vom Finanzamt wäre, würde ich nicht hier stehen“, bekundet er augenzwinkernd sein berufsbedingtes technisches Interesse, bevor er sich auf den Sattel schwingt und Richtung Heimat radelt. Morgen wird er wiederkommen, wie fast jeden Tag. Er ist nicht der einzige, den die Großbaustelle anlockt. Immer wieder stoppt ein Auto oder ein Fahrrad an dem Bauplatz zwischen den Bäumen, ein Handy wird zum Filmen oder Fotografieren gezückt.
Jetzt wissen wir, wo wir sind.
Ein Höhepunkt für die Baustellen-Touristen wird die Ankunft der gigantischen Rotorflügel. Voraussichtlich in der Nacht, zu einem noch nicht feststehenden Termin, rollen sie in der Horizontalen über die Autobahn an. Auf einem temporären Bauplatz in Kirchseeon müssen sie in 45-Grad-Stellung aufgerichtet werden, damit sie das kurvige letzte Stück bewältigen können. „Das wird ein Schauspiel“, sagt Zäuner über die anstehende Schwertransporter-Fahrt durch den kleinen Ort Fürmoosen.
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