Trump droht Grönland und Kanada: „Bleibt von der liberalen Ordnung nicht viel übrig“

Startseite Politik Trump droht Grönland und Kanada: „Bleibt von der liberalen Ordnung nicht viel übrig“ Stand: 10.01.2025, 16:33 Uhr Von: Alexander Görlach, Sven Hauberg Kommentare Drucken Teilen Trump will den Panamakanal kontrollieren und sich Grönland und Kanada einverleiben. Diese Drohungen sollte man ernst nehmen, sagt ein Experte. Ob Ukraine-Krieg, der bedrohliche Aufstieg Chinas oder der
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Trump droht Grönland und Kanada: „Bleibt von der liberalen Ordnung nicht viel übrig“

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Trump will den Panamakanal kontrollieren und sich Grönland und Kanada einverleiben. Diese Drohungen sollte man ernst nehmen, sagt ein Experte.

Ob Ukraine-Krieg, der bedrohliche Aufstieg Chinas oder der erneute Sieg von Donald Trump bei der US-Wahl: Unsere Welt ist im Umbruch. Autoritäre Regime haben Aufwind, westliche Demokratien geraten in der Defensive. Für IPPEN.MEDIA blickt Alexander Görlach in der Videokolumne „Görlachs Weltgeschehen“ regelmäßig auf die Brennpunkte dieser Welt. Görlach ist Geopolitik-Experte und unterrichtet an der New York University.

Herr Görlach, wie ernst muss man Donald Trumps Drohungen in Richtung Panama, Grönland und Kanada nehmen?

Donald Trump hat angekündigt, unter Umständen militärische Gewalt gegenüber Panama und Grönland anzuwenden. Er hat auch wiederholt mit dem Gedanken gespielt, Kanada in die USA einzugemeinden. Wer Donald Trump aus seiner ersten Amtszeit kennt, der weiß, dass er mit diesen Dingen immer wieder gespielt hat und man deswegen nie genau sagen kann, wie ernst diese Drohungen gemeint sind. Allerdings waren sie noch nie so präzise und so oft wiederholt wie jetzt. Von daher ist Vorsicht geboten, wenn nun am 20. Januar seine Amtszeit auch tatsächlich beginnt.

Was bedeutet das für die bestehende Weltordnung?

Was man, denke ich, mit Fug und Recht sagen kann, ist, dass wir nun endgültig zurück sind im 19. Jahrhundert, nachdem China und Russland imperialistische Züge an den Tag gelegt haben. Die Annexionslust Chinas bezüglich Taiwan und der Krieg Russlands gegen die Ukraine: Das sind ja Züge, die man aus dem Imperialismus des 19. Jahrhunderts, dem Kolonialzeitalter, kennt. Donald Trump fand die unumschränkten Herrscher Chinas und Russlands und Nordkoreas immer sehr toll. Er hat auch gern gespielt mit dem Gedanken, selber so viel Macht zu haben wie diese. Sodass nun, wenn die USA auch beginnen, so imperialistisch zu denken und vielleicht sogar zu handeln, am Ende des Tages von dieser liberalen Ordnung, die am Ende des Zweiten Weltkriegs, nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs aufgebaut wurde, nicht mehr viel übrig bleibt.

„So imperialistisch wie Russland“: Trump droht Grönland, Kanada und Panama

Zur Person

Professor Alexander Görlach unterrichtet Demokratie-Theorie und -Praxis an der New York University. Der Geopolitik-Experte hatte verschiedene Positionen an der Universitäten Harvard und Cambridge inne. Unter anderem erschien von ihm „Alarmstufe Rot: Wie Chinas aggressive Außenpolitik im Westpazifik in einen globalen Krieg führt“ (2022).

Alexander Görlach
Alexander Görlach © Hong Kiu Cheng

Welcher Platz bleibt da den Europäern?

Die Europäer haben in einer solchen Weltordnung wohl kaum einen Platz, denn ihr Projekt, die Europäische Union, fußt ja auf der Gleichheit aller Staaten, der Anerkennung der Souveränität aller Mitgliedstaaten. Vielleicht haben Frankreich und England, die noch Überseeterritorien besitzen, also noch Überbleibsel aus dem Kolonialzeitalter, eine Chance, sich in dieser neuen Gemengelage zurechtzufinden, wenn man das überhaupt so sagen kann. Aber am Ende sind multilaterale Projekte wie die EU oder sogar so ein Projekt wie die Vereinten Nationen angesichts dieses Machtstrebens einzelner Großmächte obsolet für die Zukunft – sollte es dazu kommen, dass Donald Trump seinen Ankündigungen Taten folgen lässt.

Was bedeutet das für Deutschland?

Für die Bundesrepublik beginnt, genauso wie für die anderen NATO-Partner, nun ein banges Warten, wie sich Donald Trump positionieren wird. Er hat ja im Wahlkampf davon gesprochen, dass die Ausgaben für das Militär auf drei Prozent steigen sollen. Nun hat er wiederum gesagt, es sollen fünf Prozent werden. Die Europäer haben, die Deutschen haben es erst kürzlich geschafft, überhaupt bis zu zwei Prozent zu kommen. Und nun auf fünf Prozent die Verteidigungsausgaben zu steigern, das scheint doch fast ein utopischer Traum, wenn man daran denkt, wie lange es überhaupt gedauert hat, bis man bei diesen zwei Prozent angelangt war. Das heißt für Deutschland, das im Moment ja keine Bundesregierung hat, ist die Situation besonders hart, denn man hat sich als Wirtschaftsmacht positioniert, als liberale Macht, als Macht, die sich über die Menschenrechte und ihre Anerkennung definiert, und das wird in einer neuen Weltordnung à la Donald Trump keinen Platz mehr finden.

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