Nach der Präsidentschaftswahl in Venezuela taucht die Oppositionschefin aus Angst vor einer Verhaftung unter. Ihre Parteizentrale wird derweil von maskierten Männern attackiert. Doch die Maduro-Gegner rufen weiter zum Großprotest gegen das Regime auf.
Inmitten des Machtkampfs nach der Präsidentenwahl in Venezuela hat die Partei von Oppositionsführerin María Corina Machado eine Attacke auf ihre Zentrale gemeldet. Sechs maskierte Angreifer hätten in der Nacht die Türen zum Gebäude in der Hauptstadt Caracas eingetreten und wertvolle Dokumente und Ausrüstung mitgehen lassen, teilte die Partei Vente Venezuela mit. Sie veröffentlichte Bilder in sozialen Medien, die mit schwarzer Farbe bedeckte Wände in der Parteizentrale zeigten, die die Verdächtigen offenbar versprüht hatten.
Machado selbst ist untergetaucht, nachdem der umstrittene Staatschef Nicolás Maduro ihr mit Verhaftung gedroht hat. Nach der Wahl am vergangenen Sonntag rief der regierungsnahe Wahlrat den seit 2013 regierenden Sozialisten Maduro zum Sieger aus. Doch erklärte das Oppositionsbündnis um dessen Kandidaten Edmundo González kurz darauf, dass ihm Auszählungsergebnisse aus mehr als 80 Prozent der Stimmbezirke vorlägen. Danach habe González mit großem Vorsprung gewonnen.
Etliche Staaten, darunter die USA und mehrere lateinamerikanische Länder, sowie die EU zweifelten das vom Wahlrat verkündete Ergebnis an. Selbst mit der Maduro-Regierung verbündete Staaten forderten die venezolanischen Behörden auf, Auszählungsergebnisse aus den einzelnen Stimmbezirken publik zu machen, wie sie es bei vorangegangenen Wahlen auch schon getan hätten. Am Mittwoch wies Maduro zwar das Oberste Gericht des Landes an, das offiziell verkündete Wahlergebnis zu überprüfen, doch reagierten ausländische Beobachter mit Argwohn, zumal das Gericht wie viele andere Institutionen in Venezuela von der sozialistischen Regierung kontrolliert wird.
USA erkennen Oppositionskandidaten als Präsidenten an
Die US-Regierung erkannte in einer Mitteilung vom Donnerstagabend González als Wahlsieger an und mahnte einen friedlichen Übergang in Venezuela an. Maduro reagierte mit scharfer Kritik und warf den USA Einmischung in die inneren Angelegenheiten seines Landes vor. „Die Vereinigten Staaten sollten ihre Nase aus Venezuela heraushalten”, forderte er.
Nach der Bekanntgabe des umstrittenen Wahlresultats durch den Wahlrat gingen Tausende Anhänger der Opposition auf die Straße. Nach Angaben der Regierung gab es Hunderte Festnahmen, die in Venezuela ansässige Menschenrechtsorganisation Foro Penal berichtete von elf Toten bei den Protesten. Seit Oppositionsführerin Machado und Kandidat González am Dienstag bei einer Großkundgebung vor Unterstützern auftraten, wurden sie nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen.
In einem am Donnerstag vom „Wall Street Journal” veröffentlichten Beitrag schrieb Machado, dass sie sich verstecke, weil „ich um mein Leben fürchte, um meine Freiheit, und die meiner Landsleute”. Erneut betonte sie, dass die Opposition konkrete Beweise für eine Niederlage Maduros habe. Nun sei es an der internationalen Gemeinschaft, zu entscheiden, ob sie eine demonstrativ unrechtmäßige Regierung dulden wolle, schrieb Machado, die die Behörden mit einem Ämterverbot belegt haben. Später postete sie in sozialen Medien ein Video mit einem Aufruf an Unterstützer der Opposition, sich an diesem Samstag zu landesweiten Demonstrationen zu versammeln.