Olympisches Nachspiel im Turnen: Bei diesem Medaillen-Zoff gibt es nur Verliererinnen

Die Medaillen sind vergeben – oder? Nein, um einmal Bronze streiten sich zwei Nationen. Im Bodenturnen der Frauen gibt es das ganz große Drama. Zwischen der US-Amerikanerin Jordan Chiles, die sich auf dem Podium feiern lassen konnte, und der Rumänin Ana Barbosu geht es um Sekunden. Die Olympischen Spiele sind offiziell beendet, doch für einige
Olympisches Nachspiel im Turnen: Bei diesem Medaillen-Zoff gibt es nur Verliererinnen

Die Medaillen sind vergeben – oder? Nein, um einmal Bronze streiten sich zwei Nationen. Im Bodenturnen der Frauen gibt es das ganz große Drama. Zwischen der US-Amerikanerin Jordan Chiles, die sich auf dem Podium feiern lassen konnte, und der Rumänin Ana Barbosu geht es um Sekunden.

Die Olympischen Spiele sind offiziell beendet, doch für einige haben sie ein Nachspiel. Im Turnen streiten sich zwei noch immer um die Medaille, um die Bronzemedaille, um genau zu sein. Es ist ein heftiger Zoff zwischen den USA und Rumänien wegen der Wertung im Boden-Finale der Frauen ausgebrochen.

Auf dem Podium stand am 5. August Jordan Chiles, die Amerikanerin hatte Rang drei hinter der Brasilianerin Rebeca Andrade und ihrer Landsfrau Simone Biles belegt. Gemeinsam mit Biles sank sie auf die Knie, verneigte sich auf dem Siegertreppchen vor der Olympiasiegerin – die Bilder gingen um die Welt. Der Streit, der da schon hinter den Kulissen tobte, blieb unsichtbar. Doch schon im Moment des größten Jubels war die Vergabe der Bronzemedaille für Chiles umstritten.

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Olympia 05.08.24

Knappe Pleite, große Geste Biles verneigt sich vor Andrade nach hauchdünner Entscheidung

Ursprünglich hatte die Rumänin Ana Barbosu mit 13,700 Punkten Platz drei belegt. Die 17-Jährige hatte bereits mit der Flagge über den Schultern in der Halle ihre Bronzemedaille gefeiert. Sie hatte sich per „Tiebreaker” gegen ihre Landsfrau Sabrina Maneca-Voinea durchgesetzt, die punktgleich gewertet wurde, aber die leichteren Übungen gezeigt hatte. Im Turnen wird so verhindert, dass zwei Athletinnen denselben Platz belegen.

Dann aber legte das US-Team Einspruch gegen die Wertung von Chiles ein, die mit der Wertung von 13,666 Punkten auf Platz fünf gekommen war. Nach Prüfung der Videoaufnahmen entschied die Jury, ein Element anzuerkennen und den Schwierigkeitswert nach oben zu korrigieren. Sie erhielt daher 13,766 Punkte und war plötzlich die strahlende Dritte. Chiles feierte, durfte zur Medaillenzeremonie – Barbosu und Rumänien waren empört. Die Turnerin war tränenüberströmt, Rumäniens Ministerpräsident Marcel Ciolacu kündigte an, aus Protest die Schlussfeier zu boykottieren und sprach von einer „skandalösen Situation” und einer „eklatanten Ungerechtigkeit”.

Streit um vier Sekunden

Der rumänische Verband legte Einspruch beim Internationalen Sportgerichtshof Cas ein. Und zwar nicht etwa wegen der Anerkennung des geturnten Elements, sondern weil das US-Team die Korrektur der Bewertung nach einer Minute und vier Sekunden nach der Bekanntgabe der Jury-Noten beantragt habe. Erlaubt ist ein Einspruch innerhalb einer Minute. Auf vier Sekunden also baute Rumänien seinen Einspruch.

Und bekam von der Ad-hoc-Kammer des Cas tatsächlich recht. Die Korrektur sei wirkungslos, für Chiles muss die ursprüngliche Note von 13,666 Punkten wieder gewertet werden. Durch diese Entscheidung rückte Barbosu mit 13,700 Punkten wieder auf Rang drei vor. Der Welt-Turnverband (Fig) teilte am Samstag die Umsetzung mit. Zudem gebe es Kontakt mit dem US-Komitee bezüglich der Medaillenrückgabe und mit dem Nationalen Olympischen Komitee Rumäniens wegen der Übergabe des Edelmetalls an Barbosu, wie das Internationale Olympische Komitee bestätigte.

Damit will sich das US-Team aber nicht abfinden. Das Nationale Olympische Komitee der USA kündigte eine Berufung gegen das Sportgerichtsurteil an. „Wir sind der festen Überzeugung, dass Jordan die Bronzemedaille zu Recht gewonnen hat und es sowohl bei der ersten Wertung durch den Internationalen Turnverband (Fig) als auch beim anschließenden Berufungsverfahren des Cas kritische Fehler gab, die behoben werden müssen”, heißt es laut der Nachrichtenagentur AP in der Erklärung des US-Komitees.

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Der US-Turnverband ließ mitteilen, man habe weiteres Beweismaterial an den Internationalen Sportgerichtshof Cas übermittelt. Demnach gibt es Videomaterial, das belegt, dass der Antrag auf eine nachträgliche Veränderung der Note für Chiles fristgerecht gestellt worden war. Laut US-Turnverband fand der erste Protest nach 47 Sekunden statt, ein zweiter nach 55 Sekunden.

Die Olympischen Spiele sind also im Turnen noch nicht beendet. Was bleibt sind Turnerinnen, die am Boden zerstört sind. Chiles postete in einer Instagram-Story drei Emojis mit gebrochenen Herzen und kündigte eine Social-Media-Pause an, da sie ihre psychische Gesundheit schützen müsse. Barbosu ihrerseits war um die Siegerehrung, den Moment, in dem ihr die Medaille um den Hals gehängt wird, den Applaus der Fans, gebracht worden. Wer auch immer den Streit gewinnt, Verliererinnen sind sie beide.

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