Berlin. Rotzfrech und energiegeladen: Nina Chuba brachte Berlin am Freitag Open-Air zum Feiern. Doch kurzzeitig schien die Sängerin verärgert.
Selbstbewusstsein wird in der Zitadelle Spandau an diesem Abend ab der ersten Sekunde neu definiert: Mit selbstsicherer Haltung steht die Sängerin Nina Chuba breitbeinig in der Mitte der Bühne, fragt mit rotziger Rap-Stimme: „Wer ist wieder da? Wer macht Träume wahr?“ Die Antwort „Nina, Nina, Nina“ bekommt sie binnen Sekunden in einem Sprechchor von Tausenden von Menschen.
Beeindruckend, wenn man bedenkt, dass Nina Chuba einem Großteil der Fans vor drei Jahren vermutlich noch ein unbekannter Name war. In ihrer Kindheit übernahm die Schleswig-Holsteinerin zwar eine Rolle in der Kinder-Krimiserie „Die Pfefferkörner“, aber berühmt spielte sich die heute 25-Jährige erst vor gut zwei Jahren mit ihrem Nummer-eins-Hit „Wildberry Lillet“ – und ist seitdem von keiner Sommerparty mehr wegzudenken.
Nina Chuba in Berlin: Sommervibes bei Rap-Pop-Hits
Die dreifach mit Platin ausgezeichnete Single ist allerdings bei weitem nicht ihr einziger Hit mit Ohrwurm-Garantie. Chuba legt seitdem nach und bringt mit den Songs ihres ersten Albums „Glas“ Tausende zum Feiern. Ihr nächster Song an diesem Abend „Mangos mit Chili“ zeigt das par exellence: „Schmeiß‘ weg, was ich nicht mehr brauch‘ Highspeed, keiner hält mich auf, Gib mir einen Song und mach laut, Bin ausgeschlafen und bestens gelaunt“ stimmen die vorwiegend jugendlichen Zuschauerinnen und Zuschauer in Baggy-Jeans und Crop-Tops sofort in Chubas gängigen Text ein, der an eine Peter-Fox-typische-heile-Welt-Utopie erinnert.
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Chubas Musik, die vor lebhaften Sommerbildern nur so strotzt („Tropical Berlin, Baby, komm, wir tanzen Hula, Die ganze Welt riecht heut‘ nach Mango-Maracuja“, Schnappen uns ‘n Tretboot und dann läuft es aus‘m Ruder“) passt zu dem heutigen Open-Air-Konzert an einem lauen Berliner Sommerabend wie die Faust aufs Auge. Während Chuba zu ihren sommerlichen Rap-Pop-Bangern mit Seeed-Dancehall-Einschlag in einer kurzen, schwarzen Shorts kombiniert mit schwarzen Stiefeln und einem grünen eng anliegenden Top über die Bühne rockt, wedeln junge Erwachsene mit Glitzer im Gesicht sich mit Fächern die Berliner Abendluft zu und tanzen ausgelassen in kleinen Gruppen. „Ich glaub, ich will heut nicht mehr geh‘n, Ich hab dich viel zu kurz geseh‘n “, singt Chuba danach. Passt. Gehen möchte bei dem Sommer-Vibe heute wohl wirklich niemand.
Nina Chuba zeigt sich bei ihrem Konzert in Berlin kurzzeitig verärgert
Aber Chuba reicht das nicht, sie wirkt plötzlich fast ein bisschen sauer. „Berlin ihr seid noch nicht ganz wach. Was ist da los? Ihr seid doch Berlin!“, ruft sie laut in die Menge, die ihr offensichtlich noch nicht genug Stimmung macht. Sie selbst hingehen stürmt mit dem Rapper und heutigen Bühnengast Chapo102 jetzt bei Strobolichtern in dem wilden, angerockten Song „Randali“ eine Party, zu der sie nicht eingeladen ist. In einer Sing-Pause wagt die Sängerin einen neuen Versuch: „Berlin, was ist mit euch? Macht einen Kreis auf, ich will zumindest ein klein bisschen Randale haben“, fordert Chuba empört. Der Staubwolke zufolge, die kurz darauf in der Mitte des Publikums in die Höhe steigt, sind die Fans mit einem Moshpit dann tatsächlich ihrer Aufforderung nachgekommen. Das zeigt Wirkung: Jetzt hat die Sängerin wieder ein breites Grinsen im Gesicht. Ihre Wahlheimat hat sich gerade nochmal gerettet.
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Jetzt ist aber ohnehin erstmal Schluss mit Party-Mucke, denn auch bei Nina Chuba kann nicht immer nur heile Welt sein. „Ich hab‘ von allem ein bisschen zu viel intus, Weiß nicht mehr, wer ich bin, Wenn ich in den Spiegel guck“, singt mit verzweifelter Stimme und passendem Gesichtsausdruck in dem atmosphärisch-kühlen Lied „Tinnitus“ über die Folgen der vielen Partynächte . Im Hintergrund ist jetzt ein animiertes Hochhaus zu sehen, dessen Fenster blau blinken, während Chuba „durch die Nacht (zieht) wie ein Linienbus“.
Geladene Stimmung bei „Wildberry Lillet“: Mini-Nina-Chubas feiern ihr Idol
Nach einigen weiteren Balladen wie „Glas“, die Chuba auf einem Podest mitten im Publikum singt, geht es bei dem groovigen Lied „Feminello“ dann aber nochmal auf die große Bühne und damit auch thematisch in die schöne Nina-Chuba-Welt zurück. „Es gibt nichts, was uns fehlt, Alle da, alles leicht, ich schweb, Schließ meine Augen, die Zeit bleibt steh‘n, Könnte für immer so weitergeh‘n“ singt Chuba zu den dominierenden Bläsern, während das Publikum die letzten Sonnenstrahlen genießt .
Bei „Ich hass dich“ und „Wildberry Lillet“ kommt als krönender Abschluss dann nochmal eine richtige geladene Stimmung auf: Mini-Nina-Chubas – die die Haare wie ihr Idol zu zweit Dutts hochgebunden haben – springen im Publikum aufgeregt herum, Jugendliche schreien die Liedtexte und junge Erwachsene bilden Moshpits – jetzt dürfte auch die partylustige Nina Chuba nichts mehr zu meckern haben.
