Die Meyer Werft in Papenburg steckt in einer existenziellen Krise. In der Zwischenzeit geht der Werftalltag jedoch weiter. In Papenburg verlässt ein neuer Ozeanriese die Bauhalle.
Unter den Augen Hunderter Schaulustiger hat ein neues Kreuzfahrtschiff die Bauhalle der Papenburger Meyer Werft verlassen. Während des Ausdockens habe es ein großes Feuerwerk gegeben. Die „Disney Treasure” bietet früheren Angaben der Werft zufolge 1250 Passagierkabinen. Das Schiff wird mit Flüssigerdgas angetrieben.
Auf Wunsch des Kunden verbreitete die Werft selber keine Informationen über das Ausdock-Manöver, sagte ein Unternehmenssprecher. Die Schiffsüberführung über die Ems in Richtung Nordsee wird wahrscheinlich im September stattfinden – der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) hat bereits die für eine Schiffsüberführung notwendige Sperrung des Emssperrwerks Gandersum für die zweite Septemberhälfte angekündigt.
Die für ihre Kreuzfahrtschiffe weltweit bekannte Meyer Werft kämpft derzeit um ihr Überleben. Bis spätestens Mitte September muss die Werft Zusagen über dringend benötigte Kredite bekommen. Auch eine Erhöhung des Eigenkapitals um 400 Millionen Euro ist notwendig. Bund und Land prüfen derzeit, ob und in welchem Umfang sie der angeschlagenen Werft helfen können. Aufgrund des zusammengebrochenen weltweiten Tourismusmarkts während der Corona-Pandemie war die Werft mit ihren mehr als 3000 Beschäftigten in die roten Zahlen gerutscht.
2,7 Milliarden Euro benötigt die Werft, um die laut Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil „existenzielle Krise” zu überstehen. „Klar ist: Auch der Bund muss sich engagieren, wenn die Rettung gelingen soll”, forderte Weil. Außerdem brauche es Vereinbarungen mit Banken, und man müsse wissen, wie die Kunden zu dem Unternehmen stehen. „In sämtlichen Bereichen laufen die Gespräche auf Hochtouren”, sagte Weil.
Viel Zeit für eine Entscheidung bleibe angesichts der finanziellen Zwänge des Unternehmens nicht mehr. „Wir müssen sehr zügig wissen, woran wir miteinander sind”, sagte der Ministerpräsident. Berichten zufolge werden derzeit mehrere Modelle für Hilfen an die Meyer Werft geprüft, etwa eine Bürgschaft oder ein Einstieg des Staates mit Eigenkapital bei dem Unternehmen.