Nach Razzia in Blauer Moschee: Hier können Iran-Mullahs in Deutschland weiter predigen

Mit Razzia und Verbot geht Deutschland gegen die Blaue Moschee in Hamburg vor. Sie wird als verlängerter Arm Teherans bezeichnet. Nicht weit entfernt kann ein iranischer Mullah weiter predigen, wie Recherchen von RTL/ntv zeigen. Das Wohnhaus im Hamburger Stadtteil Bramfeld ist unscheinbar und schmucklos. Weißer Putz bröckelt von der Fassade. Die Mülltonnen des Gebäudes sind
Nach Razzia in Blauer Moschee: Hier können Iran-Mullahs in Deutschland weiter predigen

Mit Razzia und Verbot geht Deutschland gegen die Blaue Moschee in Hamburg vor. Sie wird als verlängerter Arm Teherans bezeichnet. Nicht weit entfernt kann ein iranischer Mullah weiter predigen, wie Recherchen von RTL/ntv zeigen.

Das Wohnhaus im Hamburger Stadtteil Bramfeld ist unscheinbar und schmucklos. Weißer Putz bröckelt von der Fassade. Die Mülltonnen des Gebäudes sind in einem Gitterkäfig eingesperrt. Lediglich ein paar Plakate mit persischen Schriftzeichen und Fahnen deuten darauf hin, dass dieses Haus nicht nur als Wohnung, sondern auch als Gotteshaus dient. Hinter der blassen Fassade verbirgt sich die Taha-Moschee.

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Politik 25.07.24

Blaue Moschee beschlagnahmt Muslime bangen um Moscheen in Deutschland

Gegründet wurde die schiitische Moschee vom Hamburger Geschäftsmann Mehdi T. Früher leitete er ein Geschäft für Luxusmode in der Hamburger Innenstadt. Im Jahr 2013 änderte sich sein Leben. Gemeinsam mit anderen schiitischen Muslimen aus Hamburg gründete er den Verein, der die Taha-Moschee betreibt. Mittlerweile ist er zum Vorsitzenden aufgestiegen. Die Botschaften, die seine Moschee in Hamburg und über soziale Netzwerke in ganz Deutschland verbreitet, stammen nicht nur von ihm, sondern auch von iranischen Mullahs.

Am frühen Morgen des 24. Juli ist es vor der Moschee still und friedlich. Wenige Kilometer entfernt rollen derweil Einsatzfahrzeuge der Polizei mit Blaulicht und Martinshorn an. Die Beamten stürmen die Blaue Moschee und durchsuchen die Räumlichkeiten. Teils mit gezogener Waffe. Bundesweit werden an diesem Tag mehr als 50 Objekte durchsucht.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser von der SPD verbietet am selben Tag Verein und Betreiber der Blauen Moschee, das „Islamische Zentrum Hamburg” (IZH). Der Verein agiere als verlängerter Arm Teherans, heißt es. Er verbreite „aggressiv-kämpferisch die Ideologie der iranischen Revolution”.

Mullah mit Kontakten zum Regime

In der Taha-Moschee in Bramfeld rücken die Beamten nicht an. Dass auch hier Botschaften von regimetreuen Mullahs verbreitet werden, ist kein sorgsam gehütetes Geheimnis. Seit Jahren veröffentlicht Mehdi T. auf den Profilen der Moschee in sozialen Netzwerken Videos von Besuchen der Mullahs. Besonders häufig reist ein bekannter Prediger aus dem Iran an: Abdul-Amir Sadeghi.

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Politik 24.07.24

„Export islamischer Revolution”? Polizei stürmt Blaue Moschee in Hamburg

Er ist ein schiitischer Missionar, der Kontakte zu hochrangigen Politikern im iranischen Regime pflegt. Sadeghi trägt den Titel des Hodschatoleslam – der zweithöchste Rang von Geistlichen im schiitischen Islam. Über ihnen steht nur der Rang des Ajatollahs.

Videos, die RTL/ntv vorliegen, belegen, dass Sadeghi mindestens seit 2018 regelmäßig in Hamburg zu Gast ist und in der Taha-Moschee predigt. Auch an öffentlichen Gebetsmärschen durch die Hamburger Innenstadt nahm er mindestens einmal teil. Zudem schaltet er sich immer wieder per Skype in die Moschee zu und predigt zu den Mitgliedern der Gemeinde.

Einige Fotos im Internet zeigen ihn auf einer Islam-Konferenz in der Stadt Ghom. Dort trifft er unter anderem den Ajatollah Yousef Nejad, ein Mitglied des iranischen Expertenrats. Nejads politisches Wirken im Iran ist geprägt von radikalen Einschränkungen von Frauenrechten. So sorgte er zum Beispiel in der Region Isfahan dafür, dass Frauen nicht mehr Fahrrad fahren dürfen.

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Politik 24.07.24

Bundesweite Großrazzia Warum das Islamische Zentrum Hamburg verboten wird

„Rekrutierungsmaschine der Revolutionsgarden”

Nejad ist nicht der einzige Hardliner-Kontakt, den Sadeghi im Iran pflegt. Missionare wie er handelten im Auftrag der Revolutionsgarden, erklärt Ali Javanmardi. Der Journalist berichtet seit Jahren über die Machenschaften der Mullahs. Er wird deshalb von ihnen verfolgt. Mittlerweile lebt er im Exil in den USA.

Die radikal-islamistischen Revolutionsgarden sind der militärische Teil des iranischen Regimes. Sie würden die Prediger gezielt auswählen, um so im Ausland Muslime „für die Agenda des Regimes zu rekrutieren”, sagt Javanmardi. Es gehe dabei um das Mobilisieren von Personen für israelfeindliche Demonstrationen, aber auch um das Anwerben potenzieller Terroristen. „Die Missionare sind die Rekrutierungsmaschine der Revolutionsgarden”, so Javanmardi.

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03:01 min
Politik 24.07.24

Vollmer bei Razzia in Hamburg Polizei ging „mit gezogener Waffe” durch Moschee

Mehdi T. bestätigt RTL/ntv im Gespräch am Eingangstor zu seinem Grundstück, dass er Sadeghi mehrfach nach Hamburg eingeladen habe. Aus seiner Sicht ist dieser jedoch nur ein gemäßigter Prediger. Eine Verbindung zu den Revolutionsgarden sei ihm nicht bekannt. „Blödsinn” sei das, erklärt er. Sadeghi und er selbst hätten auch nichts mit dem „Islamischen Zentrum Hamburg” gemeinsam. Dabei zeigen RTL/ntv vorliegende Aufnahmen aus der Blauen Moschee, dass Mehdi T. dort in der Vergangenheit zum Gebet zu Besuch war. Auf Facebook taucht ein führender Akteur des IZH auf der Freundesliste von Mehdi T. auf.

CDU-Politiker fordert schärferes Vorgehen

Geld aus dem Iran habe er ebenfalls noch nie erhalten, versichert Mehdi T. Im Gegenteil, die Flüge von Sadeghi und die Kosten für Verpflegung und Unterbringung in Deutschland hätte er selbst für den Mullah bezahlt. Geld für seine Predigten in der Taha-Moschee habe Sadeghi allerdings nicht von ihm erhalten.

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Politik 24.07.24

Langer Arm des Mullah-Regimes? „Gesichert extremistisch” – Ermittler stürmen Blaue Moschee in Hamburg

Dieser Einfluss der Mullahs in Deutschland besorgt derweil auch die Bundespolitik. Der Hamburger CDU-Bundestagsabgeordnete Christoph de Vries fordert ein genaueres und härteres Vorgehen von Bundesinnenministerin Faeser. „Wir brauchen ein systematisches Verbot islamistischer Organisationen. Wir müssen jede Zusammenarbeit mit Organisationen beenden, die vom Verfassungsschutz beobachtet werden”, sagt de Vries RTL/ntv. Im Moment würden islamistische Organisationen sogar mit Steuergeld finanziert, erklärt er weiter. „Das darf nicht sein in einem demokratisch freiheitlichen Rechtsstaat.”

Das Hamburger Landesamt für Verfassungsschutz wollte sich auf Anfrage nicht zur Taha-Moschee äußern. Die iranischen Mullahs können in Hamburg trotz des Verbots der Blauen Moschee also vorerst weiter predigen.

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