Nach israelischem Militäreinsatz: Kamal-Adwan-Krankenhaus in Nord-Gaza ist „außer Betrieb”

Israel wirft der Hamas immer wieder vor, Krankenhäuser als Kommandozentralen zu verwenden, so auch in Nord-Gaza. Daher rückt am Freitag ein Militärkommando an und nimmt zahlreiche mutmaßliche Terroristen fest, darunter den Klinikchef. Mittlerweile ist das Hospital laut WHO „außer Betrieb”. Nach einem israelischen Militäreinsatz ist das letzte große Krankenhaus im nördlichen Gazastreifen nach Angaben der
Nach israelischem Militäreinsatz: Kamal-Adwan-Krankenhaus in Nord-Gaza ist „außer Betrieb”

Israel wirft der Hamas immer wieder vor, Krankenhäuser als Kommandozentralen zu verwenden, so auch in Nord-Gaza. Daher rückt am Freitag ein Militärkommando an und nimmt zahlreiche mutmaßliche Terroristen fest, darunter den Klinikchef. Mittlerweile ist das Hospital laut WHO „außer Betrieb”.

Nach einem israelischen Militäreinsatz ist das letzte große Krankenhaus im nördlichen Gazastreifen nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO „außer Betrieb” und vollständig geräumt. „Das Kamal-Adwan-Krankenhaus ist jetzt leer”, erklärte ein WHO-Sprecher in Genf. Die israelische Armee verkündete die Festnahme von Klinikleiter Hussam Abu Safeia. Dieser stehe im Verdacht, ein „Hamas-Terrorist” zu sein und werde verhört.

Abu Safijas Arbeitgeber, die humanitäre Organisation Medglobal erklärte am Freitag, sie mache sich große Sorgen um den leitenden Mediziner. Bereits im Oktober seien fünf ihrer Mitarbeiter verhaftet worden. Dies sei ein „alarmierendes und ungeheuerliches Muster, das sich gegen medizinisches Personal und medizinische Räume richtet”.

2024-12-18T102846Z_416488715_RC25RBAIMD8R_RTRMADP_3_ISRAEL-PALESTINIANS-GAZA.JPG
Politik 27.12.24

Klinik soll in Brand stehen Israels Armee stürmt Kamal-Adwan-Krankenhaus in Gaza

Bei dem am Samstag abgeschlossenen Einsatz gegen ein „Kommandozentrum der Hamas” in dem Krankenhaus in Beit Lahia seien mehr als 240 „Terroristen” gefangen genommen worden, erklärte die israelische Armee. Einige Milizionäre hätte sich als Patienten verkleidet, andere bewaffneten Widerstand geleistet. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen. Zuvor hatte die Armee die Einrichtung bereits als „zentrale Hochburg für terroristische Organisationen” bezeichnet.

Letzte 15 Patienten wurden verlegt

Die letzten noch verbliebenen 15 Patienten, 50 Pfleger und 20 weitere Mitarbeiter seien am Freitagabend in das Indonesische Krankenhaus im Gazastreifen gebracht worden, erklärte die WHO. Dieses verfüge jedoch nicht über die notwendige Ausrüstung und Material für eine angemessene Versorgung der Patienten, erklärte die WHO. Das Leben der Patienten sei in großer Gefahr. Die Organisation äußerte sich „entsetzt” über den israelischen Armeeeinsatz im Krankenhaus.

Die Terrororganisation Hamas bestritt „kategorisch die Anwesenheit von militärischen Aktivitäten oder Widerstandskämpfern in dem Krankenhaus”. Das Gesundheitsministerium der Hamas-Regierung erklärte, israelische Soldaten hätten „Dutzende medizinische Mitarbeiter des Kamal-Adwan-Krankenhauses zum Verhör in ein Haftzentrum gebracht, darunter auch den Direktor Hossam Abu Safijeh”.

499555670.jpg
Politik 27.12.24

Überraschender Schritt US-Bericht zu drohender Hungersnot in Gaza zurückgezogen

Ein aus dem Krankenhaus evakuierter Palästinenser sagte der Nachrichtenagentur AFP, die israelische Armee habe alle jungen Männer „aufgefordert, ihre Kleidung auszuziehen und das Krankenhaus zu verlassen”. Dutzende Männer, darunter Ärzte und Patienten, seien an „einen unbekannten Ort” gebracht worden, wo sie verhört und zu „Widerstandskämpfern, der Hamas und Waffen” befragt worden seien, berichtete der Mann.

Die israelische Armee betonte, sie habe bei ihrem Vorgehen Zivilisten, Patienten und Mitarbeiter der Klinik geschont und im Einklang mit dem Völkerrecht gehandelt. Aus medizinischen Kreisen im Gazastreifen hieß es, es habe mehrere Verletzte bei dem Einsatz gegeben. Eine inzwischen freigelassene Krankenschwester berichtete im arabischen Fernsehsender Al-Dschasira, dass israelische Soldaten die Gefangenen mit Stöcken geschlagen hätten. Auch diese Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

Israel: Brand hatte nichts mit Einsatz zu tun

Im Rahmen des Militäreinsatzes sei in der Nähe des Krankenhauses mindestens ein Brand ausgebrochen, erklärte das Gesundheitsministerium. Es warf den Soldaten vor, sie hätten in verschiedenen Teilen des Spitals Feuer gelegt, unter anderem im Labor und im Operationstrakt. Das israelische Militär bestätigte einen kleinen Brand. Dieser sei aber schnell gelöscht worden. Zudem habe kein Zusammenhang zum Einsatz im Krankenhaus bestanden.

Seit dem 6. Oktober hat Israel seine Land- und Luftoffensive im nördlichen Gazastreifen intensiviert, um zu verhindern, dass sich Kämpfer der Hamas und weiterer militanter Palästinensergruppen in dem Gebiet neu formieren.

Israel beschuldigt die Hamas, Zivilisten als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen und zivile Einrichtungen wie Krankenhäuser und Schulgebäude als Kommandozentralen und Waffenlager zu nutzen. Die israelischen Streitkräfte stießen an solchen Einrichtungen nach eigenen Angaben seit Beginn des Krieges im Gazastreifen immer wieder auf Tunnel und weitere Infrastruktur der Hamas. Die Hamas streitet das ab.

Mehr zum Thema

Der Krieg im Gazastreifen war am 7. Oktober 2023 durch einen Großangriff der Hamas und mit ihr verbündeter militanter Palästinensergruppen auf Israel ausgelöst worden, bei dem nach israelischen Angaben 1208 Menschen getötet wurden. 251 weitere Menschen wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. 96 der Geiseln sind demnach noch immer in der Gewalt der Hamas. 34 von ihnen wurden von Israel offiziell für tot erklärt.

Israel geht seit dem Hamas-Überfall massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde mehr als 45.400 Menschen getötet. Die Angaben können nicht unabhängig überprüft werden.

Total
0
Shares
Dodaj komentarz

Twój adres e-mail nie zostanie opublikowany. Wymagane pola są oznaczone *

Related Posts
„Verluste verkraftbar“: Ukraine könnte mit Kursk-Offensive ihre Niederlage beschleunigen
Read More

„Verluste verkraftbar“: Ukraine könnte mit Kursk-Offensive ihre Niederlage beschleunigen

Startseite Politik „Verluste verkraftbar“: Ukraine könnte mit Kursk-Offensive ihre Niederlage beschleunigen Stand: 11.08.2024, 21:07 Uhr Von: Karsten-Dirk Hinzmann Kommentare Drucken Teilen Womöglich hat sich die Ukraine überhoben: Russland zieht in seinem Gebiet Kursk immer mehr Kräfte zusammen, um die Offensive ukrainischer Truppen zurückzuschlagen. © Uncredited/Russian Defense Ministry Press Service/AP/dpa Analysten suchen im Husarenritt der Ukraine den
Der Börsen-Tag: GM-Tochter kooperiert mit Uber
Read More

Der Börsen-Tag: GM-Tochter kooperiert mit Uber

Die General-Motors -Tochter Cruise bietet ihre autonom fahrenden Autos zukünftig auf der Plattform des Fahrdienstleisters Uber an. Die beiden US-Unternehmen teilen mit, dass dies Teil einer mehrjährigen Vereinbarung sei. Die Partnerschaft soll im nächsten Jahr starten und es Uber-Nutzern ermöglichen, Fahrten mit einem autonomen Fahrzeug von Cruise zu wählen. Uber bietet im Rahmen einer Vereinbarung
„Opus“ von Ryuichi Sakamoto: Wenn es um Stille geht
Read More

„Opus“ von Ryuichi Sakamoto: Wenn es um Stille geht

Startseite Kultur Musik „Opus“ von Ryuichi Sakamoto: Wenn es um Stille geht Stand: 20.08.2024, 15:54 Uhr Von: Stefan Michalzik Kommentare Drucken Teilen Ryuichi Sakamoto. © imago/ZUMA Press „Opus“: Ein postumes Konzertalbum mit dem im März verstorbenen Ryuichi Sakamoto am Klavier. Für einen Bühnenauftritt, hat Ryuichi Sakamoto seinerzeit wissen lassen, sei er zu schwach, darum zeichnete er
Ho³ownia komentuje decyzjê PKW ws. PiS. Mówi o „destabilizacji pañstwa”
Read More

Ho³ownia komentuje decyzjê PKW ws. PiS. Mówi o „destabilizacji pañstwa”

O co chodzi: Nieuznawanie orzeczeń Sądu Najwyższego przez Państwową Komisję Wyborczą może być zagrożeniem dla przebiegu nadchodzących wyborów prezydenckich. Członkowie PKW chcą poczekać do reformy w SN, jednak może to rodzić problemy z organizacją wyborów. REKLAMA Komentarz marszałka Sejmu: Szymon Hołownia powiedział we wtorek, że w jego ocenie i służb prawych decyzja PKW "rodzi potencjalnie konsekwencje, jeśli chodzi