Es ist eine Tischtennis-Sensation: Der Schwede Truls Möregardh ist „geschockt” und steht im Finale von Paris. Mit einem Schläger, der schon jetzt einen Platz in der Olympia-Geschichte verdient hat – und der die schier unglaubliche Dominanz der Chinesen endlich durchbrechen soll.
Mit Tennis-, Badminton- oder Tischtennis-Schlägern ist es ja so: Manche kuriose Konstruktionen landen im Museum, manche im Olympia-Finale. Das Schicksal führte die „Vilsbiburger Keule” in die Wimbledon-Sammlung des All England Clubs, das doppelt besaitete Tennisracket, auch „Fliegenklatsche” oder „Spaghetti-Schläger” genannt, brachte einen unfairen Vorteil und hatte das Potenzial, den weißen Sport ungenießbar zu machen.
Auch Truls Möregardh schwört auf einen ungewöhnlichen Schläger, der ihm „mehr Tempo” ermöglicht, den Ball besser spüren lässt und mehr Kontrolle erlaubt. Klingt wieder unfair, doch mit seinem Sechseck steht der Schwede ganz legal im Tischtennisfinale von Paris, in dem er die chinesische Dominanz brechen will. Am Sonntag (14.30 Uhr) trifft Möregardh mit dem „Cybershape” auf Tokio-Olympiasieger Fan Zhendong, der den Goldtraum des französischen Turbo-Teenagers Felix Lebrun beendete.
„Ich will Gold gewinnen”
Nach seinem 4:2-Erfolg im Halbfinale über den Brasilianer Hugo Calderano konnte Möregardh sein Glück kaum fassen. Eine Medaille bei seiner Olympiapremiere – der 22-Jährige war so entrückt, dass er sein Racket auf dem Tisch vergaß. „Ich bin geschockt und war es in dem Moment schon”, sagte Möregardh: „Ich hoffe, das hält nicht zu lange an. Ich will Gold gewinnen, und ich glaube wirklich, dass ich das schaffen kann.”
Nun ist der Schläger, der optisch so sehr aus der gleichförmigen Masse runder Rackets heraussticht, nicht ganz neu. Möregardh hatte damit die Tischtennis-Welt schon einmal überrascht. Bei der Uraufführung auf großer Bühne erreichte er 2021 bei der WM in den USA das Finale – und verlor gegen Fan. Seitdem ist der eckige Schläger von einem schwedischen Hersteller in der Szene bekannt, durchgesetzt hat er sich allerdings (noch) nicht.
Ob sich das ändert, wenn Möregardh in Paris als erster Europäer seit seinem legendären Landsmann Jan-Ove Waldner 1992 Einzelgold gewinnt? Spielen bald Kinder in Malmö, Düsseldorf und Paris eckig statt rund? „Mit dem Schläger können Anfänger leichter Tischtennis lernen”, sagte Möregardh einmal der „FAZ”. Er selbst sei durch den „Cybershape” ein besserer Spieler geworden. „Ich bin froh, dass ich ihn spielen darf.” Und dass er nicht ins Museum muss.