Faesers Vorschlag zum Waffengesetz unter Beschuss
„Niemand kann das ernsthaft annehmen”
Ob ein Messerverbot die geeignete Maßnahme gegen die Zunahme an Messerangriffen ist, wird kontrovers diskutiert. Eine Meinung überwiegt in der Debatte.
Nachdem bekannt geworden war, dass die Zahl der Messerattacken im vergangenen Jahr deutlich angestiegen ist, fordert Bundesinnenministerin Nancy Faeser, das Waffenrecht zu verschärfen. So sollen Menschen nur noch Messer mit einer Klinge von maximal sechs Zentimetern Länge mit sich führen dürfen.
Faesers Idee sei richtig, meint Christoph Schwennicke, Politikchef bei t-online. „Das Messerverbot wird keinen Unterschied machen”, entgegnet ihm die politische Chefreporterin Sara Sievert. Das Pro & Kontra der beiden lesen Sie hier.
Die Mehrheit der t-online-Nutzer, die an unserer Umfrage teilnahmen, positionieren sich aufseiten Sara Sieverts. Das zeigt sich auch an den Zuschriften, die uns erreichten.
„Niemand kann das ernsthaft annehmen”
Auch wenn Andreas Hirsekorn den Vorstoß der Innenministerin nachvollziehen könne, wendet er ein: „Die Täter, die bereit sind, einen Menschen mit einem Messer anzugreifen, tun dies trotz eines entsprechenden Verbots. Niemand kann ernsthaft annehmen, dass sie sich von einer Längenbeschränkung der Messerklinge abhalten lassen. Selbst wenn: Auch sechs Zentimeter mehrfach in den Hals gestoßen sind absolut tödlich.”
Der t-online-Leser sei nicht für „amerikanische Verhältnisse”, aber dennoch für die Möglichkeit des Erwerbs einer Waffe mit einem Führungszeugnis. „Denn die, die sich sowieso nicht an Gesetze halten, haben solche Waffen, wohingegen die überwiegend rechtstreue Mehrheit diesen Gewaltbereiten schutzlos ausgeliefert ist.”
„Eine populistische Aktion aus wahltaktischen Gründen”
„Das Verbot von Messern mit über sechs Zentimetern Klingenlänge läuft völlig an der Realität vorbei, weil eine Kontrolle und damit ein Vollzug des Gesetzes nicht durchführbar ist”, meint Heinz Gerdes. „Wer sein Messer zur Verletzung oder Tötung eines Mitbürgers einsetzen will, wird es kaum abgeben, sondern gegebenenfalls irgendwo zwischenlagern.”
Auch er weist darauf hin, dass sechs Zentimeter ausreichen, um einen Menschen zu töten, und er resümiert: „Die geplante Gesetzänderung ist eine populistische Aktion aus wahltaktischen Gründen zur Beruhigung der Bevölkerung.”
„Das Waffengesetz ist unumgänglich”
Vera Alice Glöckner findet: „Das Waffengesetz ist unumgänglich. Ich bin gegen jede Art von Waffen.” Auch wenn sich die t-online-Leserin darüber bewusst ist, dass auch kurze Klingen verletzen können, sieht sie Faesers Vorschlag als Schritt in die richtige Richtung an. Grundsätzlich wünscht sie sich aber ein gänzliches Waffenverbot.
„Bei jedem Missbrauch einer Waffe oder eines Gegenstands, der als Waffe eingesetzt wird, folgt quer durch die Parteien ein Ruf nach 'schärferen’ Gesetzen”, stellt Klaus Broszinsky genervt fest, der als Sportschütze davon ein Lied singen könne. Er sagt: „Das bestehende Waffenrecht in Deutschland reicht. Oder soll es auf Beile, Äxte, Spaten, Mistgabeln und Pflastersteine ausgeweitet werden?”
„Bitte erst zu Ende denken und dann handeln”
Georg Franken besitzt seit 1976 einen Jagdschein, wie er schreibt. „Zur Jagdausübung benötige ich verschiedene Messer mit Klingenlängen von teilweise deutlich über zwölf Zentimetern. Wenn Frau Faeser das Waffenrecht weiter verschärft, trifft es Angler, Jäger und andere friedliche Nutzer, die dann überlegen müssen, wie oder ob sie ihr Hobby überhaupt noch ausüben können.”
Der t-online-Leser appelliert an die 54-Jährige: „Frau Faeser, treffen Sie Entscheidungen, die nachhaltig wirken und die 'Richtigen’ bestrafen – nicht jene, die diesen Staat mit ihrer Lebensweise, ihrer Arbeit und ihren Steuern aufrechterhalten. Mit hohlen Verboten treiben Sie noch mehr Wähler in die Klauen der AfD. Das wollen Sie nicht und ich auch nicht. Bitte erst zu Ende denken und dann handeln!”
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