Letzter Schongauer Sommer: Historischer Markt endet mit Wehmut

Startseite Lokales Schongau Schongau Letzter Schongauer Sommer: Historischer Markt endet mit Wehmut Stand: 20.08.2024, 12:00 Uhr Von: Elke Robert Kommentare Drucken Teilen Publikumsmagnet Historischer Markt: Der Schongauer Sommer war heuer noch einmal richtig gut besucht. © Hans-Helmut Herold Erst zu heiß, dann zu nass. Es hätten ein paar mehr Zuschauer sein können beim Historischen Markt, dennoch
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Publikumsmagnet Historischer Markt: Der Schongauer Sommer war heuer noch einmal richtig gut besucht.
Publikumsmagnet Historischer Markt: Der Schongauer Sommer war heuer noch einmal richtig gut besucht. © Hans-Helmut Herold

Erst zu heiß, dann zu nass. Es hätten ein paar mehr Zuschauer sein können beim Historischen Markt, dennoch gibt es eine positive Bilanz. Beim Abbau war aber vor allem eines mit dabei: eine große Portion Wehmut. Nicht alle wollen verstehen, warum es der letzte Schongauer Sommer gewesen sein soll.

„Abends war es gut voll, aber untertags, bei 30 bis 35 Grad, kamen weniger Leute. Ich wäre auch zum Baden gegangen.“ Das sagt einer, der gerne mit dem Feuer spielt, „Lubo“ alias Jürgen Müller. Von Beginn an, seit 26 Jahren, war der Feuerspucker und Fakir aus Burggen beim Schongauer Sommer dabei. Den ein oder anderen treuen Besucher verschlug es dann wie ihn ins Lagerleben, wie auch den Schongauer Ronny Rößger, heute Lagerchef.

Es soll keinen weiteren Markt unter der Leitung von Manfred Wodarczyk geben

18 Erwachsene sind es derzeit, bald gehören 25 Erwachsene zum „Wolfsrudel Schongau“, diverse Kinder und 14 Zelte. Beim Abbau des Historischen Markts herrschte gestern aber eher Wehmut, denn in Schongau wird es – zumindest im derzeitigen Rahmen – nicht mehr weitergehen. Manfred Wodarczyk hört, wie angekündigt, als Veranstalter auf.

Marktleiter Manfred Wodarczyk (2.v.li.) mit treuem Helferteam (v.li.) Carolin Dhalluim, Kai und Jessica Hoffmann.
Marktleiter Manfred Wodarczyk (2.v.li.) mit seinen treuen Helfern (v.li.) Carolin Dhalluim, Kai und Jessica Hoffmann. © Elke Robert

„Der Abschluss war so, wie wir es haben wollten“, so sein Fazit. 15 000 Besucher seien es heuer gewesen, ganz gut für das Wetter, 2023 rund 18 000 zahlende Gäste. An die goldenen Zeiten mit 50 000 bis 60 000 Leuten konnte man aber nicht mehr anknüpfen. „Seit wir Eintritt verlangen, kommen auch etwas weniger“, weiß der Hohenfurcher. „Aber ich bin mit mir im Reinen.“

Marktleiter hatte „viel Zuspruch seitens der Zuschauer“

Das Gros der Zuschauer sei zufrieden gewesen, er habe von Beginn an viel Zuspruch gehabt. Die Frage, ob er nicht doch weitermachen wolle, blieb natürlich nicht aus. „Aber der Entschluss ist gefasst, jetzt ist einfach mal Pause.“ Nägel mit Köpfen hat er schon gemacht, die ersten Sachen sind verkauft.

Was nicht heißt, dass er nicht Ideen hätte für die Zukunft: „Ich will dem Mittelalter treu bleiben.“ Auch seine Fühler habe er schon ausgestreckt, nach Hohenpeißenberg, wo er sich Konzerte – Mittelaltermusik oder Rockiges – gut vorstellen könnte. Auch in Steingaden gebe es einen wunderbaren Rahmen im Klosterhof.

„Vereine haben kein Interesse“

In sein Traumteam wünscht sich Wodarczyk Max Diegruber und den Steingadener Alexander Mößmer. Statt der „Hexe von Schongau“ – Wodarczyk bedauert weiterhin, dass sein Abschiedstheater-Traum nicht in Erfüllung ging – hat der Hohenfurcher nun etwas anderes im Sinn: Die „Carmina Burana“ in der Form der Gruppe „Corvus Corax“ plus großes Streicherensemble. „Ich habe in Füssen eine Aufführung gesehen, gigantisch.“ Eine Zukunft in der Lechstadt sieht er aber weiterhin nicht. Er bleibt dabei: „In Schongau gibt es keine Kultur, und die Vereine haben kein Interesse.“

Herbert Zimmert und sein Sohn Michael beim Abbau ihres des Standes.
Herbert Zimmert und sein Sohn Michael beim Abbau ihres Standes. Sie wären gerne wieder mit dabei. © Elke Robert

„Es müsste so sein, dass alle mitmachen“, sagt Müller, der Feuerspucker, und nennt Ravensburg als Beispiel. „Die ganze Stadt ist dabei, damit ist vieles möglich, die Läden machen zu, verlegen ihren Verkauf nach draußen, die Bürger engagieren sich.“ Er erinnert sich gern zurück an Zeiten, in denen in Schongau der Markt in der Altstadt stattfand. „Die Atmosphäre war viel schöner, aber es gab auch viel Ärger.“

Stadt Schongau soll sich mehr engagieren: „Von wegen: Schongau lebt. Schongau stirbt.“

Rößger wünscht sich, dass die Stadt sich mehr engagiert: „Von wegen: Schongau lebt. Schongau stirbt.“ Er wünscht sich mehr Entgegenkommen für einen Veranstalter, nennt das Landsberger Ruethenfest. Auch der Markt Oettingen sei ein gutes Beispiel. Dort werde für die Veranstaltung die gesamte Stadt gesperrt. „Überall räumen sie einem die Steine aus dem Weg, in Schongau rollen sie sie hin.“

Dieses Gefühl haben Rikki Wunn und Fabio Buonanno gar nicht. Sie waren mit der „Drachenhütte“ das erste Mal vor Ort und rundum zufrieden: „Die Schongauer sind total nett, das Lagerleben und die Künstler toll, vor allem auch der Zusammenhalt“, so Buonanno. Sie hätten sich aber auch die Altstadt angeschaut, die eine gute Kulisse biete. Sie könnten sich einen Mittelaltermarkt deshalb eher dort vorstellen, „hier unten das hat was von Kirmes“.

Zufriedene Marktleute: „Wir kommen gerne wieder“

Vielleicht müsse man für die Anwohner einen Kompromiss bei den Öffnungszeiten machen, aber die ganze Stadt mit einbinden, wie in Aichach. „Dort fördert die Stadt, dass auch die Bewohner passend gewandet unterwegs sind – und der Bürgermeister führte den Festzug an“, erzählt Wunn. „Wenn die Schongauer es hinbekommen, kommen wir gerne wieder.“

Bürgermeister Falk Sluyterman bedankte sich bei allen Beteiligten, vor allem Manfred Wodarczyk. „Der diesjährige Markt ist gewiss ein krönender Abschluss am Ende seiner jahrzehntelangen Arbeit als Vorsitzender des Schongauer Sommer e.V.“ Der Historische Markt sei „ein tolles Aushängeschild für Schongau.“

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