„Himmlische Boten – Engelworte vom Schlossbalkon“: Das sagt Theologe Udo Hahn über sein neues Buch und Engel
Weihnachten ohne Engel ist undenkbar. Sie verkünden den Hirten die frohe Botschaft von der Geburt Christi. Der Leiter der Evangelischen Akademie Tutzing, Udo Hahn, trifft die Himmelsboten bei ungewöhnlichen Tätigkeiten. Er hat jetzt ein Buch über Engel veröffentlicht.
Tutzing – Udo Hahn, der Leiter der Evangelischen Akademie Tutzing, muss als Theologe fast von Berufs wegen an Engel glauben. Er tut es aber auch gerne, weil er ihnen in so vielerlei Formen begegnet. In seinem neuen Buch „Himmlische Boten – Engelworte vom Schlossbalkon“ beschreibt er 16 konkrete Engel-Typen. Die Texte sind nachdenklich, sozialkritisch und politisch und absolut lesenswert. Die Illustratorin Caro Scharrer hat die Engel ins Bild gesetzt. Der Starnberger Merkur hat mit Hahn über Engel und ihre Einsätze gesprochen.
Haben Sie einen Lieblingsengel?
Ja! Im Alten Testament wird von einem Propheten erzählt, der total ausgelaugt und völlig erschöpft dem Zusammenbruch nahe ist. Der einfach nicht mehr kann und nicht mehr will. In diese Burnout-Situation schickt Gott ihm einen Engel, der für ihn da ist, Brot und Wasser bringt. Der Prophet schläft jedoch wieder ein, und der Engel muss ein zweites Mal kommen. Erst dann hat er genügend Kraft, neue Aufgaben anzupacken. Allen Menschen, die gebraucht werden, wünsche ich in der Phase der Erschöpfung einen Engel – Unterstützung, wieder Kraft zu tanken.
Sie schreiben, dass in der Bibel Engel etwa 300-mal vorkommen. Das erscheint mir ein bisschen wenig. Wie ist das theologisch zu erklären?
Die Bibel ist ja eigentlich eine ganze Bibliothek sehr unterschiedlicher Schriften – 39 im Alten und 27 im Neuen Testament. Im Einzelnen handelt es sich unter anderem um geschichtliche, poetische und prophetische Texte sowie Evangelien und Briefe. Dort, wo Engel vorkommen, spielen sie eine bedeutsame Rolle. Die Zahl ist aus meiner Sicht aber nicht entscheidend.
Die Evangelische Akademie Tutzing ist für Sie ein Kraftort, an dem Menschen einen besonderen Geist erleben. Wie würden Sie diesen Geist über Ihre gute Kommunikationskultur hinaus beschreiben?
Das Schloss bietet die Möglichkeit, sich buchstäblich aus der Welt zurückzuziehen, um sich umso intensiver mit den Herausforderungen von Politik, Wissenschaft und Gesellschaft zu beschäftigen. Die besondere Atmosphäre unseres Ortes, der Räume und des gesamten Areals, fördert den Diskurs. Der Geist der Verständigung prägt zumeist die Debatten.
In der Bibel sind die Engel die Boten. In den verschiedenen Kapiteln beleuchten Sie die Aufgaben der Engel: Konsens stiften, Türen öffnen, vernetzen, wachsen lassen und nicht zuletzt die Welt retten. Könnte man Ihr Buch als einen Boten verstehen, die Welt zu einem besseren Ort zu machen?
Engel sind gute Mächte, die Hoffnung machen. So deute ich die Motive der Künstlerin Caro Scharrer. Ihre Engel sind immer in Aktion, Positives zu fördern und voranzubringen. Menschen können sich diese Engel zum Vorbild nehmen, Hass entgegentreten und Zusammenhalt fördern. Die Idee des Buches ist, Engel im Leben aufzuspüren und die Spuren, die sie hinterlassen, sichtbar zu machen.
Wie schaffen Sie es für sich, einen Engel-Moment herbeizuführen?
Einen solchen Moment kann man nicht „machen“. Und er lässt sich oft nur im Rückblick erkennen. Wichtig scheint mir, dafür offen und sensibel zu sein – und die Zuversicht nicht zu verlieren. Für mich selbst ist das ein lebenslanger und nicht endender Lernprozess.
Wo treffen Sie Engel im Alltag?
Überall! Wenn ich etwa Menschen sehe, die anderen mit Aufmerksamkeit begegnen – im Supermarkt, in der S-Bahn, im Krankenhaus. Oder im Gespräch, wenn zwei sich Mühe geben, sich zu verständigen, trotz unterschiedlicher Meinungen. Und manchmal gibt es auch Engel auf vier Pfoten, wenn ich an eine Katze aus der Nachbarschaft denke, die mich immer wieder zum Lachen bringt.
Welchen Engel vermissen Sie?
Den, der Autokraten und Despoten Einhalt gebietet und all jene schützt, die von Krieg, Terror und Umweltkatastrophen bedroht werden.
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