Häufig krank: Könnte mein Kind einen Immundefekt haben?
Häufige Infekte sind bei Kindern normal. Doch in seltenen Fällen steckt mehr dahinter. Welche Warnsignale Eltern kennen sollten und wann der Gang zum Arzt sinnvoll ist.
Dass Kinder während der kalten Monate oft krank werden, ist normal. Schließlich finden Kranheitserreger in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten und Schulen ideale Bedingungen vor. Sieben bis acht Erkältungen im Jahr gelten dabei als durchaus normal. Es gibt jedoch Kinder, die häufiger krank werden, deren Infektionen länger andauern und komplizierter verlaufen. In solchen Fällen könnte ein angeborener Immundefekt die Ursache sein. Wichtig ist, dass Eltern die Warnsignale kennen und wissen, wann ein Arztbesuch angebracht ist.
Wenn das Kind immer häufiger im Kindergarten oder in der Schule fehlt
Es sind oft die Eltern oder Menschen aus dem Umfeld, die bemerken, dass etwas mit dem Kind nicht stimmt. Es ist häufig krank und zeigt typische Symptome wie Fieber, Husten, Erbrechen oder Durchfall. Dadurch kann es nicht den Kindergarten oder die Schule besuchen. Im Gegensatz zu anderen Kindern treten diese Beschwerden jedoch häufiger, intensiver und über einen längeren Zeitraum auf.
Doch bei welchen Anzeichen müssen sich Eltern über einen möglichen Immundefekt Gedanken machen? „Bei Säuglingen und Kleinkindern sind acht bis zwölf Infektionen pro Jahr kein Grund zur Sorge. Auch Schulkinder können bis zu achtmal im Jahr eine Erkältung haben, ohne dass sie unter einer Immunschwäche leiden. Wenn diese aber sehr lang anhalten und häufig mit Komplikationen verbunden sind, sollten Eltern mit dem Kinder- und Jugendarzt darüber sprechen“, erklärt Dr. Ulrich Fegeler, Kinder- und Jugendarzt in einer Mitteilung des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ).
Es könnte sein, dass eine angeborene Immunschwäche hinter den Beschwerden steckt. Laut der dsai e.V. (Patientenorganisation für angeborene Immundefekte) sollten Eltern auf folgende Hinweise achten:
- Mehr als zwei Pneumonien (Lungenentzündungen) im Jahr
- Mehr als zwei schwere Nasennebenhöhlenentzündungen innerhalb eines Jahres
- Mehr als acht neue Ohrinfektionen pro Jahr
- Knochenmark- und Hirnhautentzündungen oder schwere Infektionen
- Anhaltender Pilzbefall im Mund oder an anderen Körperteilen nach dem ersten Lebensjahr
- Erkrankungen durch normalerweise ungefährliche Bakterien (atypische Mykobakterien)
- Unklare chronische Rötungen bei Säuglingen an Händen und Füßen
- Wiederkehrende tiefe Haut- oder Organabszesse
- Mehr als zwei Monate Therapie mit Antibiotika ohne Effekt
- Immundefekte innerhalb der Familie
- Komplikationen bei Impfungen mit Lebendimpfstoffen
- Wachstumsstörungen, geringes Körpergewicht
Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit für einen Immundefekt?
Keine Sorgen müssten sich Eltern dagegen bei häufigen, unkomplizierten viralen Infekten machen, erklärt Kinderarzt Dr. Fegeler. Diese seien kein Warnzeichen für einen Immundefekt, insbesondere nicht, wenn das Kind in die Kita oder die Schule geht. „Ernster zu nehmen sind übermäßig häufige bakterielle Infekte. Immundefekte weisen zudem in der Regel besondere, ‚atypische‘ Verläufe bei sonst in der Regel harmlosen Infektionen auf und neigen zum Chronisch-Werden“, so der Kinderarzt.
„Insgesamt sollten Eltern nicht vergessen, dass Immundefekte sehr selten sind. Schätzungen gehen hierzulande davon aus, dass 1 Mensch unter 34.000 einen Immundefekt aufweist,“ so Dr. Fegeler.
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