Gesundes Misstrauen ist keine Unhöflichkeit: Aktuelle Kriminalitätsphänomene aufgeklärt
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Die Polizei und das Kuratorium Sicheres Allgäu informierten in Memmingen zu den aktuellen Betrugsmaschen und gaben Tipps, um sich vor ihnen zu schützen.
Memmingen/Allgäu – In Kooperation zwischen dem Kuratorium Sicheres Allgäu und dem Polizeipräsidium Schwaben Süd/ West fand eine Informationsveranstaltung zu aktuellen Phänomenen der Betrugskriminalität im Maximilian-Kolbe-Haus statt. Experten der Kriminalpolizei erklärten anhand von realen Fällen, was sich hinter Cybergrooming, Sextortion, Callcenterbetrug oder Love Scamming verbirgt und gaben Tipps, wie man nicht in die Falle der Internet- oder Telefonbetrüger tappt.
Gesundes Misstrauen ist keine Unhöflichkeit: Aktuelle Kriminalitätsphänomene aufgeklärt
Kriminalhauptkommissarin Julia Neumüller moderierte die Veranstaltung. Gemeinsam mit dem Lindauer Landrat Elmar Stegmann, Präsident des Kuratoriums Sicheres Allgäu und Dr. Claudia Strößner, Polizeipräsidentin des Präsidiums Schwaben Süd/ West, begrüßte sie die knapp 100 Gäste im Saal. Stegmann ging in seiner Begrüßung auf das Kuratorium Sicheres Allgäu ein. Gegründet 2003 als eingetragener Verein in Wasserburg hat sich das Kuratorium zum Ziel gesetzt, mit seinem rein ideellen Engagement entscheidend zur Verbesserung der Sicherheit und damit der Lebensqualität der Menschen in der Region Allgäu beizutragen. Diese geschehe vorwiegend durch Präventionsveranstaltungen wie der heutigen und durch Auszeichnung von Personen, die in entscheidender Weise zur Verhinderung, Beendigung oder Aufklärung einer Straftat beigetragen oder sich in besonderem Maße um die öffentliche Ordnung und Sicherheit verdient gemacht haben.
Polizeipräsidium Schwaben Süd/West: Betrugsdelikte häufen sich
Polizeipräsidentin Dr. Strößner ging in ihrer Begrüßung auf die wachsende Zahl an Betrugsdelikten ein, die heute im Mittelpunkt der Veranstaltung stehen. Zwar seien Wohnungseinbrüche nach wie vor ein Thema, jedoch gingen die Zahlen seit Corona spürbar zurück, so dass heute bewusst andere Schwerpunkte gesetzt werden sollen. Gerade die Betrügereien, über die heute aufgeklärt werden soll, beschäftigten die Polizei in besonderem Maße und fügten den Opfern zum Teil hohe finanzielle Schäden zu.
Gesundes Misstrauen ist keine Unhöflichkeit: Callcenterbetrug und Schockanrufe
Kriminaloberkommissar Mario Spendel von der KriPo Memmingen ging in seinem Vortrag auf die Themen Callcenterbetrug und Schockanrufe ein. Anhand konkreter anonymisierter Beispiele seiner Ermittlungsarbeit zeigte er auf, wie überzeugend die Täter dabei vorgingen. Sie gäben sich häufig als Polizisten oder Familienangehörige aus, die ihre Opfer im Telefonat mit schockierenden Nachrichten über tödliche Unfälle oder ähnliches derart unter psychischen Druck setzen, dass diese bedenkenlos hohe, teils sechsstellige Geldbeträge an fremde Personen aushändigen. Besonders dreist: oftmals wird die Notrufnummer 110 beim Angerufenen angezeigt! Meist wird behauptet, dass einem Familienangehörigen Haft angedroht worden sei und dieser nun Geld für eine Kaution benötige, um die Haft zu vermeiden. Spendel wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass man ein solches Freikaufen aus Hollywood-Filmen kenne, in Deutschland allerdings so gut wie nie vorkomme. Immer wieder betonte er, dass man als Opfer misstrauisch sein und die Behauptungen kritisch hinterfragen sollte. „Das ist keine Unhöflichkeit“, so Spendel.
Gesundes Misstrauen ist keine Unhöflichkeit: Falsche Gewinnversprechen
Kriminalkommissar Matthias Richter von der KriPo Memmingen ging in seinem Vortrag auf das Thema falsche Gewinnversprechen ein. Die Betrüger melden sich zumeist per Telefon – manchmal auch per E-Mail – bei ihren Opfern und behaupten, diese hätten bei einem Gewinnspiel eine hohe Summe, einen hochwertigen Pkw oder anderen Sachwert gewonnen. Allerdings könne der Gewinn nur nach Zahlung einer „Bearbeitungsgebühr“ übergeben werden. Zielgruppe sind zumeist ältere Menschen, die von überwiegend aus der Türkei agierenden Betrügern kontaktiert werden. Die Anrufer sind in Gesprächsführung gut geschult und wirken überzeugend. Um ihre Opfer in falscher Sicherheit zu wiegen, geben sie vor, im Auftrag von Rechtsanwälten und Notaren anzurufen.
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Eine besonders perfide Methode ist eine Variante, der ein 80-jähriges Paar aus Memmingen zum Opfer gefallen ist. Hier hat der Betrüger behauptet, das Paar habe vor Jahren an einem illegalen Glückspiel in der Türkei teilgenommen. Das sei inzwischen ermittelt worden und es sei jetzt eine hohe Geldstrafe zu zahlen, anderenfalls drohe Haft in einem türkischen Gefängnis. Aus Angst vor einer Haftstrafe hat das Paar insgesamt 80.000 Euro bezahlt. Geld, das aus der Auflösung einer Lebensversicherung und einem aufgenommenen Bankkredit stammt und somit das Paar in die Privatinsolvenz gebracht hat. Auch Richter betonte in seinem Vortrag wie wichtig es ist, misstrauisch zu sein.
Aktuelle Kriminalitätsphänomene: Kinder und Jugendliche im Visier
Kriminalhauptkommissarin Tanja Molocher vom Polizeipräsidium informierte anschließend zu den Themen „Sextortion“ und „Cybergrooming“. Viele Kinder und Jugendliche werden im Internet sexuell belästigt und missbraucht. Die Vorbereitung dieser Straftaten nennt man „Cybergrooming“. Laut einer repräsentativen Befragung der Landesanstalt für Medien NRW unter Kindern und Jugendlichen im Alter von acht bis 17 Jahren seien bereits 24 Prozent im Netz von Erwachsenen zu einer Verabredung aufgefordert worden. Dabei suchen sich die Täter ihre Opfer auf beliebten Plattformen wie TikTok und Snapchat oder in Videospielen wie Fortnite. Dort verwickeln die Täter Kinder und Jugendliche in zunächst harmlose Gespräche. Im Laufe der Zeit drängen sie darauf, Nacktbilder oder Videos zu schicken oder gar ein Treffen zu verabreden. Anschließend werden die Opfer mit der Drohung erpresst, die Nacktfotos oder -videos zu veröffentlichen, um das Opfer zu einer Geldzahlung oder zur Vornahme sexueller Handlungen zu zwingen. Diese Form der Erpressung wird Sextortion (Kofferwort aus „Sex“ und englisch extortion „Erpressung“) genannt.
Molocher zeigte anhand von zwei realen Beispielen auf, wie die Täter vorgingen. Ein 13-jähriges Mädchen aus Memmingen wurde Opfer eines 49-jährigen Täters, der sich über Monate das Vertrauen des Mädchens erschlichen hat und sie dann überredet hat, Nacktbilder von sich zu schicken. Ein Jahr später drohte er, die Bilder zu veröffentlichen. Das Mädchen hat sich so geschämt, dass sie ihren Eltern nichts gesagt hat. Erst der älteren Schwester fielen Veränderungen am Verhalten des Mädchens auf, so dass sich das Opfer schließlich überwand und von den Vorfällen berichtet hat.
Der zweite Fall ging erst jüngst durch die Medien. Drei Frauen trugen mit ihrem beherzten Eingreifen dazu bei, einen Sexualstraftäter zu entlarven und seine Taten zu beenden. Die drei Frauen wurden dafür im November aus der Hand von Bundesinnenministerin mit dem „XY-Preis – Gemeinsam gegen das Verbrechen“ ausgezeichnet. Der 47-jährige Täter hatte ein 15-jähriges Mädchen, das er über das Internet kennengelernt hat, zwei Jahre lang missbraucht und manipuliert. Im Zuge der Ermittlungen wurden bei ihm Dateien gefunden, die den sexuellen Missbrauch dokumentierten. Noch schlimmer: Der Mann hatte bereits Kontakt mit mehreren Dutzend weiteren Kindern und Jugendlichen aufgenommen und hätte vermutlich damit weitergemacht, wenn er nicht durch das Eingreifen der drei Frauen gestoppt worden wäre.
Molocher betonte abschließend, wie wichtig es ist, Kinder und Jugendliche zu sensibilisieren und sich gegenüber den Eltern bei entsprechenden Vorfällen zu öffnen. Denn: „jede nicht angezeigte Straftat schützt nur den Täter, nicht das Opfer“, so Molocher.
Aktuelle Kriminalitätsphänomene: Die große Liebe im Internet?
Kriminalhauptkommissar Christoph Stachel von der KriPo Kempten ging im letzten Vortrag auf eine moderne Form des Heiratsschwindels ein, neudeutsch „Love Scamming“ (Liebesbetrug). Dem potenziellen Partner oder der Partnerin spielen beängstigend gut organisierte Betrüger dabei die große Liebe vor, obwohl die Absichten eigentlich ganz andere sind. Love (oder auch: Romance) Scamming findet am allermeisten online über Dating-Plattformen oder Soziale Medien statt. Ähnlich dem Heiratsschwindler, der sich durch eine Hochzeit finanzielle Vorteile ermöglichen möchte, geht es auch den sogenannten Love Scammern meist nur ums Geld! Vor allem beim OnlineDating ist also stets eine gesunde Skepsis geboten, warnt Stachel. Spuren der Täter führten häufig zu organisierten Banden aus Nigeria, Ghana oder der Türkei. Dabei geht es oft um große Summen, der Schaden allein in Bayern werde auf rund fünf bis sechs Millionen Euro beziffert.
Auch Stachel zeigte anhand konkreter Beispiele auf, wie die Täter vorgehen. Dabei ähneln sich die Vorgehensweisen. Die Geschädigten, meist Frauen, ließen sich von den Liebesschwüren und Beteuerungen der Betrüger einfangen. Die Betrüger erstellen Fake-Profile, auf denen sie sich attraktiv und erfolgreich präsentieren. Sie überhäufen ihre Opfer mit Komplimenten oder zeigen reges Interesse an deren Leben. Da die Chat- oder E-Mail-Unterhaltung in der Regel angenehm verläuft und die Fotos einen attraktiven Single vortäuschen, verlieben sich viele Partnersuchende schnell Hals über Kopf. Doch sobald die Opfer ein persönliches Aufeinandertreffen vorschlagen, ändert sich die Vorgehensweise der Betrüger. Plötzlich stecken die Scammer angeblich in Schwierigkeiten und haben Probleme, bei denen sie die finanzielle Hilfe des Opfers brauchen.
Stachel berichtete von mehreren Fällen, in denen Frauen fünf- und sechsstellige Beträge überwiesen haben und selbst nach Aufdeckung des Betrugs weiter an die große Liebe glaubten.
Am Ende der sehr informativen Veranstaltung wurde auf die zahlreichen Informationsquellen zu den behandelten Themen verwiesen. Entscheidend ist jedoch immer: „Bleiben Sie misstrauisch, wachsam und standhaft!“
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