Frontabschnitt wird von Putin aufgegeben – Ukraine nennt Einzelheiten
Russlands Angriff auf Charkiw konnte nicht durchgesetzt werden. Putins Streitkräfte ziehen sich nun zurück. Sie haben ein neues Ziel.
Kiew – Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat erklärt, dass Wladimir Putins Truppen ihr Hauptziel im Ukraine-Krieg nach dem gescheiterten Angriff auf Charkiw im Frühsommer geändert haben. Ihm zufolge steht nun die Einnahme von Pokrowsk im Gebiet Donezk im Vordergrund.
In einem Interview mit französischen Medien sagte Selenskyj, die russischen Streitkräfte würden nun „alles, was sie haben“, auf Pokrowsk werfen. Der ukrainischsprachige Beitrag wurde von der Zeitung Ukrainska Pravda ins Englische übersetzt. „Nach der gescheiterten Einnahme von Charkiw, die nach unseren Erkenntnissen nicht mehr möglich ist, hat sich das Hauptziel verlagert“, so Selenskyj demnach weiter. Russlands Hauptaugenmerk liege damit „nicht mehr auf dem gesamten Osten, obwohl Sloviansk nicht ausgeschlossen ist“. Mit dieser Aussage bezog sich auf eine Stadt im Norden von Donezk, die an die Region Charkiw grenzt.
Putins Truppen haben im Ukraine-Krieg ein neues Ziel – Operation um Charkiw brachte nur Verluste
Pokrowsk sei „heute ihre Priorität“, so Selenskyj weiter. Zwar würden auch andere Städte angegriffen, aber „die größte Konzentration von Personal, Waffen und allen verfügbaren Ressourcen“ sei jetzt dort anzutreffen. Damit seien die neuen Hauptziele der Russen „die Pokrowsker Front und die Stadt Pokrowsk“.
Die Behauptung des ukrainischen Staatschefs deutet auf ein Ende des Vorstoßes von Moskau hin, durch den die Verteidigungslinien in Charkiw, der nordöstlichsten Region der Ukraine an der Grenze zu Russland, durchbrochen werden sollten. Allerdings hat der Kreml bestritten, dass seine im Mai gestartete Offensive gescheitert ist. „Diese Operation dauert an und wird so lange fortgesetzt, bis sie erfolgreich abgeschlossen ist“, äußerte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow dazu am 17. Juli gegenüber Reportern.
Zugang zum Grenzgebiet wurde eingeschränkt – Die Verluste Russlands im Ukraine-Krieg sind hoch
Dennoch konnte der russische Vormarsch bisher keine nennenswerten Erfolge erzielen, und Moskaus Kontrolle über Charkiw beschränkt sich auf kleine Teile der Region. Russlands Ziel war es angeblich, eine Pufferzone zum Schutz seiner Grenzstadt Belgorod zu schaffen, was jedoch ebenso wenig erreicht wurde.
Seit Mitte Juli hat Russland daher den Zugang zum Grenzgebiet eingeschränkt. Nur volljährige Männer mit kugelsicheren Westen und Helmen dürfen seitdem die Kontrollpunkte passieren. Zuvor hatte der Gouverneur von Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, die hohen Opferzahlen in der Region beklagt. Das berichtete die Zeitung Kyiv Independent. Seit dem Beginn der Moskauer Invasion in der Ukraine im Februar 2022 seien dort mehr als 200 Menschen getötet und Hunderte weitere verwundet worden. (tpn)
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