„Fliegen Sie nicht“: US-Reiseführer rät von beliebtestem Urlaubsziel vieler Deutscher ab
Beim Urlaub haben die meisten Deutschen klare Favoriten. Doch ein bevorzugtes Ziel leidet so sehr darunter, dass jetzt ein Reiseführer davon abrät.
Kassel – Tourismus ist für die meisten europäischen Länder ein starker Wirtschaftsfaktor. Dabei werden die Grenzen des Erträglichen für Einwohner und Umwelt mehr und mehr überschritten. An einigen Orten kippt die Stimmung bereits. Ein Lieblingsziel der Deutschen hat es damit sogar in eine Liste geschafft, die vor Reisen dahin warnt: Die spanische Ferieninsel Mallorca.
„Fliegen Sie nicht“: US-Reiseführer rät von Urlaubsziel Mallorca
Sommer, Sonne, Strand und Abschalten: Das Ziel von Millionen Menschen jedes Jahr. Wenn die sich aber vermehrt am selben Platz tummeln, kommt es zu Problemen, die mittlerweile auch überregional bekannt sind. Der englischsprachige Reiseführer Fodor veröffentlichte nun seine jährliche No List, in der Destinationen genannt werden, die schon zu stark unter dem Tourismus leiden. 2025 taucht darin auch Mallorca auf. 14 weitere bekannte Orte haben es in die unrühmliche Liste geschafft.
„Diese Orte sind aus gutem Grund beliebt – sie sind atemberaubend, faszinierend und kulturell bedeutsam. Einige dieser begehrten Touristenorte brechen jedoch unter der Last ihrer eigenen Bekanntheit zusammen“, so die Begründung der Experten. An den negativ gelisteten Orten falle auf, dass die Regierung das Wohl der Besucher über das der Einheimischen stelle, so US-Reiseführer Fodor. Tourismus sei dort zu kurz gedacht, trotz Milliardeneinnahmen jährlich profitierten die Einheimischen nicht genug. Im Fall von Mallorca zeichnen sich die Probleme schon seit Jahren ab. Mit Abebben der Pandemie-Beschränkungen erfuhr die Insel einen noch stärkeren Zuspruch als zuvor.
Die Übernachtungszahlen steigen genau wie die Fluggastzahlen kontinuierlich an. Hinzu kommen immer mehr Haus- und Zweithausbesitzer aus dem Ausland, der Wohnraum wird knapp. Damit steigen auch die Preise, die sich die einheimische Bevölkerung mit teils unterdurchschnittlichen Löhnen nicht mehr leisten kann. Die Folgen: Wohnungslosigkeit und zunehmende Armut. Die klare Empfehlung der Reise-Experten: „Fliegen Sie nicht!“ Müll, verdreckte Strände und eine Homogenisierung oder gar Zerstörung wolle niemand. 2019 schaffte es Mallorca schon einmal in die Fodor-Liste, erst der Lockdown 2020 brachte Erholung für die Natur. Aus anderen Gründen gelangten weitere Urlaubsorte auf eine Risiko-Liste.
Spanien mit drei Urlaubsorten in der Negativ-Liste vertreten
Fodor stellt klar, dass die Liste kein Boykottaufruf sein soll, aber auf Missstände hingewiesen werden muss, weil die Probleme drängend sind. In Spanien kochte die Stimmung im Sommer 2024 über: Neben Massendemonstrationen auf Mallorca kam es auch zu heftigen Protesten auf dem Festland – wie etwa in Barcelona. Nicht verwunderlich, dass es auch die katalanische Stadt in die No List des 1936 gegründeten Reiseführers Fodor geschafft hat.
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Und ein drittes Ziel in Spanien taucht auf, das ebenfalls bei Deutschen sehr beliebt ist: Die Kanaren. Dort haben sich besonders auf den größten Inseln Gran Canaria und Teneriffa Preise und Übernachtungssituation ähnlich problematisch entwickelt.
Urlaub 2025: Zahlreiche Touristenziele in Südeuropa auf Negativ-Liste dabei – auch in Italien
Südeuropa kommt unter den gefloppten 15 Reisezielen nicht gut weg: Auch Italien mit Venedig und Sizilien sowie Portugals Hauptstadt Lissabon tauchen auf. Die portugiesische Stadt wird besonders für einen kurzen Trip angesteuert. Dort ist die Negativ-Entwicklung so rasant, dass bereits 60 Prozent des Wohnungsbestands zur Ferienvermietung genutzt wird. Seit 2013 sind dort laut Fodor 30 Prozent der Bevölkerung abgewandert. International gehören unter anderem auch die thailändische Insel Koh Samui, Bali, Kyoto in Japan und der Mount Everest zu der Liste.
Unsere niederländischen Nachbarn in Amsterdam ächzen schon seit Jahren wegen ihrer Popularität und der damit verbundenen Überfüllung der Stadt. Fodor erkennt positiv an, dass die Regulierungen hier konkret angegangen werden: Gerade wurden Grenzen für weniger Flussschifffahrt, weniger Kreuzfahrtschiffe und weniger Ferienvermietung beschlossen und der Hotel-Neubau wurde gestoppt.
Im Gegensatz zur No List gibt es die Go List mit Positivbeispielen für Urlaubsziele, die Menschenandrang auf gute Weise regulieren. (diase)
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