Fingerhakeln mit Merz: Was führt Söder im Schilde?
Markus Söder sagt, er werde sich nicht „drücken“, wenn CDU-Chef Merz ihm die Kanzlerkandidatur antrage. Bahnt sich da der nächste Unionskrach an? Ein Kommentar von Georg Anastasiadis.
Nicht immer freut sich der Dritte, wenn zwei sich streiten. Markus Söders Fingerhakeln mit Friedrich Merz um die Unions-Kanzlerkandidatur bezweckt genau das Gegenteil: Einer von uns beiden wird‘s, sagt der Bayer – und positioniert sich damit klar als Reserve-Kanzlerkandidat der Union. Sollte doch noch der recht unwahrscheinliche Fall eintreten, dass CDU-Chef Merz, aus welchen Gründen auch immer, zurückziehen muss, soll ja keiner auf die verrückte Idee kommen, zuerst an den schwarz-grünen NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst statt an Markus Söder zu denken. Das ist der Subtext zu seiner in immer neuen Variationen präsentierten Initiativbewerbung, er drücke sich nicht, falls Merz ihn rufe.
K-Frage bei der Union: Söder wird sich nicht unter Wert verkaufen
Söder ist ein Machtmensch, aber kein Phantast: Er weiß, dass weder seine phänomenalen Beliebtheitswerte noch das adrette neue Bärtchen die Gesetze der politischen Schwerkraft in der Union außer Kraft setzen. Dem in der CDU heute unumstrittenen Chef von Partei und Fraktion kann, falls nicht noch der Himmel oder die AfD oder Sahra Wagenknecht über ihm einstürzt, niemand den Zugriff auf die Kanzlerkandidatur verwehren – schon gar nicht Söder, dem viele in der Schwesterpartei den Schlamassel mit Laschet nachtragen. Doch wird sich kein CSU-Chef, erst recht keiner vom Schlage Söders, unter Wert verkaufen, schon gar nicht in einem bayerischen Bierzelt auf dem Gillamoos, wo das eherne weißblaue Gesetz des „mia san mia“ gilt.
Was hat der bayerische Regent auch zu verlieren? Im schlimmsten Fall lässt er sich das Zugeständnis, dass der weniger zugkräftige Merz unter ihm Kanzler werden darf, teuer abkaufen. Mitregieren kann er auch als CSU-Chef und bayerischer Ministerpräsident. Und für den Fall, dass ihm der Freistaat doch zu klein wird (und eine dritte Kandidatur in Bayern zu risikoreich), bleibt ihm noch immer Zeit bis 2026, sich das Präsidentenschloss Bellevue schönzutrinken. Zur Not klappt das auch mit Cola light. (Georg.Anastasiadis@merkur.de)
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