Felssturz begräbt Wanderweg an der Zugspitze: Einheimische meiden Kletterrouten – „Es wird immer schlimmer“
Ein großer Felssturz hat am Samstag einen Wanderweg unterhalb der Zugspitze in Tirol in einer riesigen Staubwolke verschluckt. Vor Ort spricht man von einer sich ständig verschärfenden Situation.
Ehrwald – Das Zugspitzmassiv an der Grenze von Österreich und Deutschland ist eines der beliebtesten Reiseziele in den nördlichen Alpen. Der knapp 3000 Meter hohe Gipfel wird mit mehreren Bergbahnen erschlossen, viele Wanderwege und Klettersteige werden gerade jetzt im Sommer eifrig begangen. Am Wochenende ging ein mächtiger Steinschlag auf einen Bergsteig auf der Tiroler Seite des Massivs nahe dem Touristenort Ehrwald ab.
Zwischen den Zugspitz-Nebengipfeln des Sonnenspitzl und Schneefernerkopfes (2874 Meter) brach am Samstag (3. August) gegen 18:15 Uhr in etwa 2700 Meter eine große Menge Gestein aus der Wand. Der Felssturz löste eine enorme Gesteinslawine aus, die sich auf die nordwestlichen Wände des Zugspitzmassivs ergoss. Das Donnern des Felssturzes war im ganzen Talkessel von Ehrwald und Lermoos zu hören. „Das hat einen ganz schönen Rumpler getan“, berichtet Regina Poberschnigg, Leiterin der Bergrettung Ehrwald. Von dort aus konnte man die Steinlawine auch sehen, viele Einheimische zückten auf ihren Balkonen ihre Handys und filmten das Geschehen.
Chefin der Bergrettung berichtet: „Es hat einen ganz schönen Rumpler getan“
Die Gesteinsmassen donnerten über das Gamskar in die Tiefe, erst nach rund 1000 Metern kamen sie zum Stillstand. „Sie haben auch den Georg-Jäger-Steig zur Wiener-Neustädter-Hütte erwischt“, so Poberschnigg zu IPPEN.MEDIA. „Gott sei Dank wurde niemand verletzt.“ Um diese Jahreszeit seien noch viele Bergsteiger und Wanderer noch am Abend unterwegs. „Wenn da jemand gerade am Aufstieg zur Wiener Neustädter Hütte gewesen wäre, hätte er ein ganz schönes Problem gehabt“, so die Bergretterin. Ein Geologe soll jetzt die Lage erkunden und entscheiden, ob es eine Wegsperre geben muss.
Für Poberschnigg ist aber schon klar: „Es gibt ja immer wieder mal Steinschlag an der Zugspitze, der Wettersteinkalk ist hält porös. Das jetzt war aber schon ein großer, und es wird immer schlimmer.“ Dieses Jahr sei die Lage besonders schlimm: „Der Permafrost taut immer weiter auf, sodass sich die festgefrorenen Felsen lösen. Heuer kommen aber noch die ständigen heftigen Gewitterschauer dazu, die waschen viele Steine aus. Das ist nimmer lustig“, berichtet die Bergretterin.
„Die Steinschlaggefahr wird immer größer, vor allem dieses Jahr.“
Vor allem für Kletterer werde die Lage immer gefährlicher. Poberschnigg: „Viele Einheimische trauen sich schon nicht mehr,
Klettertouren zu unternehmen, weil so oft Steine herabstürzen.“ Das betreffe Klassiker-Kletterrouten wie die Tour über die Wetterkante auf die Zugspitze oder Kletterrouten mit 30 Seillängen am Schneefernerkopf, wo eben jetzt der Felssturz abging.
Auch in anderen Alpenregionen häufen sich Felsstürze, Muren und Steinlawinen. Vorige Woche wurde in den Dolomiten nahe der Drei Zinnen ebenfalls ein Wanderweg von einem Felssturz getroffen. Am Arlberg wurde eine Straßengalerie von einer riesigen Mure verschüttet. Im bayerischen Allgäu wurde während eines Unwetters ein Wanderer von einem Felsen erschlagen. Zuvor hatte ein Erdrutsch einen Wanderweg am Rosengarten weg gepflügt, ebenfalls in den Dolomiten. Voriges Jahr veränderte ein gewaltiger Bergsturz das Erscheinungsbild des Bergmassivs Cima Carega. Im Apil dieses Jahres donnerte ein Felsen auf einen beliebten Wanderweg in den Kleinen Dolomiten.
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