„Ein Weihnachtswunder“: So erfuhren die 750 Mitarbeiter von Lilium, dass sie doch nicht arbeitslos sind
Nach am 23. Dezember sah es so aus, als würde der Flugtaxi-Hersteller Lilium sein Geschäft einstellen, nun gibt es doch einen mysteriösen Käufer.
Noch vor wenigen Tagen stand Lilium vor dem Aus, nun geht es überraschend doch weiter: Der Flugtaxi-Hersteller aus München hat seit Weihnachten einen neuen Investor. Die Verhandlungen liefen das ganze Wochenende, selbst die Lilium-Gründer hatten kaum mehr Hoffnung. Am Freitag (20. Dezember) hatten sie alle rund 1000 Mitarbeiter bereits informiert, dass sie ihre Kündigung erhalten und das Start-up den Betrieb einstellt.
Lilium aus der Insolvenz gerettet: 750 Mitarbeiter kommen wieder an Bord
In einer Videokonferenz erfuhren rund 750 von ihnen am Heiligabend, dass sie ihren Job doch behalten können. „Es ist ein Weihnachtswunder“, sagte ein Sprecher gegenüber IPPEN.MEDIA. „Wir freuen uns sehr, die Unterzeichnung einer Investitionsvereinbarung mit einem sehr erfahrenen Investorenkonsortium bekanntzugeben“, bestätigte Vorstandschef Klaus Roewe. „Der Abschluss der Transaktion Anfang Januar wird es uns ermöglichen, unser Geschäft wieder aufzunehmen.“
Der Käufer: Die erst gegründete Mobile Uplift Corporation GmbH aus München, hinter der deutsche, europäische und nordamerikanische Investoren stehen. Welche genau das sind, ist bisher unklar. Gesicht der Gruppe ist laut North Data Group aber ihr Geschäftsführer Philipp Schoeller. Er hat Elektrotechnik an der ETH Zürich studiert und ist Mitgründer der General Capital Group und Direktor des German Blue Chip Pool – einer großen Beteiligungsgesellschaft, die Anteile an Konzernen wie Siemens, VW oder Lanxess hält und die zum größten Einzelinvestor für deutsche Unternehmen aufsteigen will.
Alte Investoren von Lilium dürften ihr Geld verloren haben
Erworben hat Mobile Uplift zwei Lilium-Töchter, in denen die Patente für das Flugtaxi sowie die Maschinen und Produktionsstätten gebündelt sind. Die Lilium-Muttergesellschaft, die von Geldgebern wie dem Internetriesen Tencent oder einer Investorengruppe von Frank Thelen 1,5 Milliarden Euro eingesammelt hatte, geht jedoch in die Abwicklung.
Damit dürften die Altinvestoren ausscheiden, ihr Geld ist wohl weg. Auch das bisherige Board – eine Mischung aus Management und Aufsichtsrat – scheidet aus. Dort saßen Hochkaräter aus der Flugszene wie der ehemalige Airbus-Chef Tom Enders. „Mein Dank gilt dem Lilium-Management unter der Führung von Klaus Roewe, dass sie nach Eintritt der Insolvenz Ende Oktober die Flinte nicht ins Korn geworfen, sondern die Ärmel hochgekrempelt und unermüdlich nach neuen Investoren gesucht hat“, so Enders gegenüber IPPEN.MEDIA.
Lilium hat in den vergangenen zehn Jahren ein elektrisches Kleinflugzeug entwickelt, das senkrecht startet und landet. Auf der Zielgeraden ging jedoch das Geld aus, seit Oktober ist Lilium Pleite. Nun soll die Übernahme in den ersten Januartagen vollzogen werden und der Betrieb in Oberpfaffenhofen nach den Weihnachtsferien nahtlos weitergehen. Der Gläubigerausschuss von Lilium habe bereits zugestimmt, dennoch stehe der Deal „unter dem Vorbehalt der Erfüllung bestimmter üblicher aufschiebender Bedingungen“, heißt es in der Pressemitteilung des Unternehmens.
Nach der Insolvenz muss Lilium „viel Überzeugungsarbeit“ leisten
Außerdem müssen nicht nur die bereits gekündigten 750 Mitarbeiter wieder ins Boot geholt werden, auch die Zulieferer und Kunden müssen überzeugt werden, dass das Geschäft von Lilium langfristig weitergeht und das Flugtaxi entwickelt wird. „Wir müssen das Vertrauen wieder herstellen, es ist noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten“, sagte der Lilium-Sprecher gegenüber IPPEN.MEDIA.
Bisher hat das 2015 von Absolventen der TU München gegründete Start-up den bemannten Erstflug seines Flugtaxis immer wieder verschoben. Zuletzt war er für 2025 angekündigt, erste Auslieferungen waren für 2026 in Aussicht gestellt. Lilium hat laut eigenen Angaben mehr als 100 feste Bestellungen samt Optionen auf weiter Käufe sowie rund 600 Interessensbekundungen von potenziellen Kunden für den elektrischen Senkrechtstarter.
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