Doppelpack von Königsdörffer
Urbigs Fehler leitet Köln-Pleite ein – Traumstart für den HSV
Im siebten Anlauf will der HSV endlich den Aufstieg aus der 2. Fußball-Bundesliga schaffen – und der Anfang dafür ist gemacht. Ransford Königsdörffer schoss die Hamburger am Freitag (02.08.2024) beim 1. FC Köln zum 2:1 (2:0)-Auftaktsieg. Neben dem Hamburger Torjäger stand FC-Torhüter Jonas Urbig, der bei seinem Debüt patzte, im Blickpunkt. Linton Mainas Tor kam zu spät für die Gastgeber.
Vor ziemlich genau einem Jahr hatte der HSV bereits die Zweitliga-Saison eröffnen dürfen – da hatte es ein 4:3-Spektakel im eigenen Stadion gegen FC Schalke 04 gegeben. Auch jetzt hat sich die DFL dazu entschieden, den Hamburgern, die mittlerweile das „dienstälteste” Team der Liga und ein Zuschauermagnet sind, den Start zu gönnen. Das Duell beim 1. FC Köln stand dem Start der Spielzeit 2023/24 also namentlich in nichts nach. Aber konnte es auch sportlich ähnlich viel Aufsehen erregen?
Schon nach ganz kurzer Zeit deutete sich an, dass die Antwort darauf ein klares „Ja” sein würde. Bei der Rückkehr von HSV-Coach Steffen Baumgart zu seinem Ex-Klub ging es gleich hoch her. Nach 144 Sekunden hatte Dejan Ljubicic bereits die erste Kölner Chance, kurz danach eroberte der Mittelfeldspieler am gegnerischen Strafraum den Ball, brachte ihn flach herein und Dennis Hadzikadunic verhinderte im letzten Moment mit einer tollen Grätsche den Einschuss von Denis Huseinbasic (3. Minute).
Harmloser Dompé-Schuss lässt Kölns Urbig alt aussehen
Der HSV von Beginn unter Druck – doch dann bekam das Baumgart-Team große Hilfe von einem Kölner Debütanten. Torhüter Jonas Urbig ließ einen harmlosen Schuss von Jean-Luc Dompé durch die Hände gleiten, worauf Königsdörffer den Ball nur noch aus zwei Metern ins leere Tor drücken musste (5.). Zwei Jahre war das Eigengewächs verliehen, verdrängte dann Topkeeper Marvin Schwäbe und erlebte dann diesen katastrophalen Start.
Umso wichtiger für Urbig, dass er seine nächste Prüfung bravourös bestand. Wieder zog Dompé von der linken Seite ins Zentrum, schloss mit seinem rechten Fuß ab, doch der 20-Jährige packte diesmal sicher zu (16.). Wenig später hatte Köln Glück, dass Luca Waldschmidt nach einem Hamburger Konter gerade so noch in den Schuss von Ludovit Reis grätschen konnte (18.).
Köln spielt gut, aber der HSV gefährlich und effizient
Köln machte ein starkes Spiel, doch der HSV war deutlich gefährlicher – vor allem Dompé. Auch in der 27. Minute kam der Hamburger Flügelstürmer an Jan Thielmann vorbei, konnte Urbig im kurzen Eck aber nicht überraschen. Die nächste Gelegenheit hatte dann wieder Ljubicic, der aus 20 Metern das gegnerische Tor erneut verfehlte. Es war eine sinnbildliche Aktion für die Partie – zumal der HSV danach erneut zeigte, dass er zwar nicht das bessere Team war, aber im letzten Drittel deutlich stärker.
Nach einer Flanke von Miro Muheim kam Königsdörffer zum Kopfball und zwang Urbig zu einer Glanzparade, der Ball prallte jedoch an die Latte und von dort vor die Füße des HSV-Stürmers, der wieder einschieben durfte (35.). Doppelpack des Aushilfsangreifers – denn mit Robert Glatzel und Davie Selke fehlten die beiden als Torjäger eingeplanten Spieler verletzungsbedingt.
Kurz vor der Pause hätte Köln dann auch einen Königsdörffer gebraucht, doch Tim Lemperle ließ die ganz große Gelegenheit auf den Anschlusstreffer aus. Huseinbasic bediente ihn mit einem Querpass, doch aus sieben Metern schloss der 22-Jährige zu ungenau ab und gab Daniel Heuer Fernandes die Gelegenheit zu einer Glanzparade (45.+2).
Köln kommt nicht an Schonlau vorbei
In der 53. Minute vergab Köln dann den nächsten Hochkaräter – und zum wiederholten Male fehlte Ljubicic das Glück im Abschluss. Thielmann brach über rechts durch, doch nach einer verunglückten Abwehraktion schoss der Kölner Mittelfeldspieler nur Sebastian Schonlau ab. Auch den Schuss von Damion Downs konnte der HSV-Aktion kurz danach abblocken (56.).
„Es war ein toller Auftakt”, sagte HSV-Kapitän Schonlau nach der Partie am Sportschau-Mikro. „Ich glaube, so will man die 2. Liga sehen, mit viel Kampf und viel Herz.”
Köln rannte an, das Spiel fand fast ausschließlich in der Hamburger Hälfte statt und die Gäste konterten auch nur noch halbherzig – doch mit fortschreitender Uhr war das der perfekte Spielverlauf für den HSV. Weil der Bundesliga-Absteiger nur bis zum Strafraum seine Klasse zeigte, in den entscheidenden Momenten aber Präzision und Zielstrebigkeit vermissen ließ.
HSV kämpft erfolgreich
21:7 Torschüsse – nach 70 Minuten war den Kölnern nicht allzu viel vorzuwerfen. Sie machten Druck, ließen die Hamburger nicht zur Entfaltung kommen und spielten sich Gelegenheiten heraus. Aber der HSV war nicht nur kaltschnäuzig und spielte hochkonzentriert, sondern auch robust, gewann 60 Prozent der Zweikämpfe.
Er konnte allerdings nicht verhindern, dass das Glück auch eine Rolle spielen musste. Huseinbasic vergab die nächste Großchance für den FC, als er aus sechs Metern völlig freistehend über das Tor köpfte (72.). Entsprechend deutete sich immer mehr an, dass nicht nur das Debüt von Urbig nicht gelingen würde, sondern auch das von Gerhard Struber. Seit Sommer ist der Österreicher Trainer der Kölner und soll sie nach dem Abstieg zurück in die Bundesliga führen.
„Es war Emotion und Gänsehaut pur”, erklärte Struber nach seinem Debüt, gab aber auch die andere Seite seiner Gefühlswelt preis: „Es ist sehr ärgerlich, weil wenn man in Schönheit stirbt, dann ist das am Ende natürlich was, was sich bitter anfühlt.”
Kölns Maina trifft – aber zu spät
Doch dann wurde es plötzlich wieder spannend. Ljubicic flankte punktgenau und Linton Maina war in der Mitte per Kopf zur Stelle (79.), erzielte den Anschlusstreffer. Die Hoffnung auf einen Punktgewinn lebte bei den Gastgebern wieder, aber sie wurde nicht sonderlich genährt. Der HSV konnte sich stabilisieren und die Kölner Angriffe meist schon frühzeitig abwehren.
Heuer Fernandes musste nur noch einen Flachschuss von Maina entschärfen (89.), ansonsten stand die Defensive. Und so gelang den Hamburgern der Traumstart in die neue Saison, die die letzte in der 2. Liga werden soll. Dagegen erlebte Köln eine Bruchlandung im Unterhaus.
Köln in Elversberg, Hamburg gegen Hertha
Der 1. FC Köln muss am 2. Spieltag in Elversberg ran (10.08.2024, 13.00 Uhr). Der HSV empfängt später am Abend die „Alte Dame” aus Berlin (20.30 Uhr).
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