Ob prominent oder nicht – von Hasskommentaren im Internet können leider nur allzu viele Menschen ein Lied singen. Auch Anna-Carina Woitschack. Einen besonders gehässigen Kommentar will die Schlagersängerin nun aber dann doch nicht auf sich sitzen lasst. Sie ruft die Haterin einfach an.
„Guten Tag, hier ist Anna-Carina Woitschack. Ich wollte mit Ihnen mal über Ihren Hasskommentar reden.” So einen Anruf bekommt man zweifelsohne nicht alle Tage. Einer Frau aus Pulheim ist es nun allerdings in etwa so ergangen. Das plauderte Woitschack in einem Interview mit dem Radiosender „Schlagerliebe” aus.
Vor Kurzem habe sie den Facebook-Kommentar einer Dame gelesen, der „wirklich ganz, ganz böse” und „unter der Gürtellinie” gewesen sei, erklärt die Sängerin zu Beginn. Unter anderem habe die Frau etwa in Richtung Woitschack geäußert: „Dich braucht niemand.” Sie würde bei der Musik des Schlagerstars „Ohrenkrebs kriegen”.
Nach etwas Recherche bei Facebook und via Google habe sie tatsächlich die Telefonnummer der Haterin herausbekommen, fährt Woitschack fort. Und weiter: „Ich dachte: Komm, da rufst du doch mal an! Das wollte ich immer schon mal machen.”
„Stellen Sie sich vor …”
Gedacht, getan. Bei einem ersten Anruf habe sie zwar nur den Mann der Frau erreicht, der ihr jedoch zumindest bestätigt habe, dass sie an der richtigen Adresse sei. Beim zweiten Telefonat habe sie dann tatsächlich die Haterin an die Strippe bekommen.
„Ich habe gesagt: 'Hallo, hier ist die Fanclub-Leiterin von Anna-Carina Woitschack. Ich wollte mal fragen, was Sie dazu bewegt, dass Sie die Frau Woitschack so schlimm finden, dass Sie auch Ohrenkrebs kriegen und dass das jetzt alles zum Kotzen ist. Zumal ich auf Ihrer Seite gesehen habe, dass Sie ja auch selbst Mama und Oma sind. Stellen Sie sich vor, das würde irgendjemand Ihrem Enkelkind, Ihrer Enkeltochter, Ihrer Tochter schreiben, öffentlich im Netz'”, schildert die Sängerin den Beginn des Gesprächs.
„Die war so perplex”, beschreibt Woitschack die Reaktion der Frau, ehe sie ihr dann doch rasch gesteckt habe, dass sie nicht etwa die „Fanclub-Leiterin”, sondern die Sängerin persönlich sei. „Die Frau war so geschockt und wusste nicht mehr, was sie sagen sollte. Sie hat sich tausendmal entschuldigt”, sagt Woitschack über den Fortgang des Gesprächs. Doch sie habe noch nicht lockergelassen, sondern gefragt: „Kennen Sie mich denn persönlich? Haben Sie mich jemals irgendwo gehört oder gesehen?” Nachdem die Frau das verneint habe, habe sie ein weiteres Mal nachgehakt: „Warum schreiben Sie das dann? 'Ja, weil meine Freundinnen das auch gemacht haben.'”
„Einfach nur ein Mensch”
Ihre eigene Reaktion auf dieses Geständnis beschreibt Woitschack so: „Wenn das Ihr Argument ist, tun Sie mir unglaublich leid. Ich wünsche Ihnen alles Gute, ganz viel Energie.” Eine Einladung der Frau, der die Sache spürbar unangenehm gewesen sei, gemeinsam einen Kaffee zu trinken, habe sie freundlich abgelehnt. Lieber habe sie der Haterin noch einen Denkanstoß mit auf den Weg gegeben: „Ich wünsche Ihnen einfach nur, dass Sie vorher mal überlegen, dass auch ich einfach nur ein Mensch bin. Auch wenn Sie nur ein Foto kommentieren: Es steckt ein Mensch dahinter.”
Letztlich, so Woitschack, habe die Frau eingeräumt: „Sie haben absolut recht.” Vielleicht hat sie ja so tatsächlich mit nur einem Anruf ein bisschen etwas bewirkt.