Berlin. Während der Pandemie galt die Regel schon mal, nun kommt sie zurück: Tickets können in Bussen bald nur noch bargeldlos gekauft werden.
Die Tage, an denen Fahrgäste in Bussen der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) Tickets mit Münzen und Scheinen kaufen können, sind gezählt. Am 1. September stellt das Unternehmen die Bargeldzahlung in Bussen ein, teilte die BVG am Freitag mit. Wer dann noch eine Fahrkarte beim Busfahrer kaufen will, kann das nur noch mit Giro- oder Kreditkarte, Apple oder Google Pay sowie der Guthabenkarte der BVG tun.
Die BVG führt für die Entscheidung mehrere Gründe an: Einerseits gebe es ein verändertes Verhalten der Kunden. So sei der Verkauf von Fahrscheinen in Bussen in den vergangenen Jahren um mehr als 80 Prozent zurückgegangen; 99 Prozent der Fahrgäste hätten beim Einstieg bereits ein gültiges Ticket dabei – auch bedingt durch die Einführung des Deutschlandtickets. „Durchschnittlich zahlen Fahrgäste heute nur noch drei Tickets pro Tag und Bus mit Bargeld“, erklärt das Unternehmen.
BVG: Bargeldlose Zahlung in Berlins Bussen soll Fahrer entlasten
Für die Busfahrer ist der Verkauf von Tickets gegen Bargeld andererseits mit Aufwand verbunden. Sie sollen – auch angesichts der angespannten Personalsituation bei der BVG – entlastet werden, indem Kassenabrechnungen und die Bargeldmitführung künftig entfallen. Das sei ein „wichtiges Zeichen in Richtung der Mitarbeitenden“, so das Verkehrsunternehmen.
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Für Menschen, die ihre Tickets nicht mit Giro- und Kreditkarten oder dem Smartphone bezahlen möchten oder können, bleibt die Möglichkeit, Fahrkarten in Kundenzentren, an Automaten oder anderen Verkaufsstellen zu kaufen. Dazu kommt die wiederaufladbare BVG-Guthabenkarte, die aktuell in den BVG-Kundenzentren sowie in rund 900 Annahmestellen von Lotto Berlin verfügbar ist. Sie ist nicht personalisiert, kann also übertragen werden, und kann beispielsweise an den Fahrkartenautomaten auch mit Bargeld aufgeladen werden. Geplant sei nun, sukzessive weitere Spätis, Einzelhändler und Tankstellen an das Guthabenkarten-Vertriebsnetz anzuschließen, heißt es.
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Ausschluss von Bargeld gab es schon mal – und wurde kritisiert
Während der Corona-Pandemie hatte es bei der BVG schon einmal die Regelung gegeben, dass Tickets in Bussen nur bargeldlos gekauft werden können. Das blieb jedoch nicht ohne Kritik von Parteien wie SPD und Linken, aber auch vom Fahrgastverband Igeb. Nach einer Entscheidung der Verkehrsverwaltung wurde die Bargeldzahlung Anfang 2023 schließlich wieder eingeführt. Der Entschluss, Bargeld jetzt doch wieder auszuschließen, sei von der zuständigen Behörde genehmigt worden, so die BVG.
Kritik gibt es aber auch diesmal: „Es gibt nach wie vor Menschen, die aus finanziellen oder gesundheitlichen Gründen oder wegen ihres Alters nicht mit Girokarte oder Smartphone zahlen können oder wollen“, sagt der Verkehrsexperte der Linken, Kristian Ronneburg. Um zu erreichen, dass Fahrer nicht mehr mit Bargeld hantieren müssen, solle „für ein flächendeckendes Netz an Verkaufsstellen und Automaten für Tickets“ gesorgt werden. Für die Entlastung des Personals sei es aber wichtiger, Busse zu beschleunigen, so Ronneburg. Auch die AfD äußert sich kritisch, weil vor allem alte Menschen, Touristen und Spontanfahrer benachteiligt werden würden.
Bargeldloses Zahlen: Wie es in der Gastronomie aussieht
Die Frage der bargeldlosen Bezahlung betrifft auch andere Wirtschafts und Lebensbereiche, wie die Clubszene. „Seit Corona bieten fast alle Clubs mittlerweile Kartenzahlung an“, erklärt Lutz Leichsenring, Vorstandsmitglied der Berliner Clubcommission. Wie es in der Gastronomie aussieht, bleibt unklar – eine Erhebung sei Gerrit Buchhorn, Hauptgeschäftsführer des Hotel- und Gastronomieverbands Berlin (Dehoga), nicht bekannt. „Solange es Menschen gibt, die mit Bargeld bezahlen wollen, wird es auch die Möglichkeit geben“, erklärt er lediglich.
„Grundsätzlich trifft der Unternehmer die Entscheidung, welche Zahlungsarten in seinem Betrieb möglich sind“, so Buchhorn. Je nach Anbieter wird neben der Anschaffungsgebühr, etwa für das Kartenlesegerät, eine Transaktionsgebühr für bis zu vier Prozent fällig. „Auf der anderen Seite hängt es natürlich auch von den Gästen ab, ob sie die Zahlungsarten dauerhaft annehmen.“
In manchen gastronomischen Betrieben wurde sich grundsätzlich auf kontaktloses Zahlen festgelegt, wie im Restaurant Osterberger in Berlin-Mitte, das seit seiner Eröffnung vor vier Jahren Card only anbieten. „Wir haben uns dazu entschieden, um besser schlafen zu können“, erklärt der Geschäftsführer Stefan Gruber-Osterberger. Bei Bargeldzahlungen sei der Verwaltungsaufwand deutlich umfangreicher – bei digitalen Zahlungsmethoden wird jede Transaktion automatisch erfasst.
Bei der Kundschaft komme die Card-only-Option gut an, so der Geschäftsführer – nach anfänglichen Schwierigkeiten: „Manche Gäste erklärten, sie werden ihrer Grundrechte beraubt“, erinnert sich Gruber-Osterberge. Mittlerweile seien Kundinnen und Kunden daran gewöhnt, bargeldlos zu bezahlen. Dazu habe die Corona-Pandemie beigetragen.