Borkum – Es wird gelacht, getrunken, lärmend durch die Straße gezogen – und in den letzten Jahren wurden traditionell Frauen geschlagen! Zwischen 5000 und 7000 Menschen kommen zu dem Volksfest auf die kleine Nordsee-Insel Borkum, in einer Jahreszeit, in der es sonst ruhig ist.
In diesem Jahr ist die Fähre zwischen Eemshaven ( Niederlande) und Borkum aber nicht nur voller Feierwütiger. Sondern auch voller Polizei. Acht Streifenwagen sind auf dem Weg auf die 5000-Einwohner-Insel. Alle wegen Klaasohm.
Denn in den letzten Jahren wurde bei dem Fest, das in der Nacht zvom 5. auf den 6. Dezember gefeiert wird, nicht nur gelacht. Zur Tradition gehörte auch: Die verkleideten Klaasohme schlugen mit einem Kuhhorn jungen, einheimischen Frauen auf den Hintern! Und zwar zum Teil wohl so stark, dass Frauen angaben, sie hätten große blaue Flecken gehabt und tagelang nicht sitzen können.
Prügel-Tradition abgeschafft
Erst in diesem Jahr wurde die Skandal-Tradition offiziell abgeschafft – nachdem mehrere Medien darüber berichtet hatten. Eine Borkumerin zu BILD: „Es ist gut, dass jetzt ein Wandel stattfindet. Ich möchte nur, dass wir hier alle gemeinschaftlich zu einem schönen Fest zusammenkommen können.“
Viele sagen: Das Prügeln habe in den letzten Jahren ohnehin kaum noch eine Rolle gespielt. „Vor Corona war das vielleicht noch etwas mehr. Zuletzt bin ich kaum noch weggerannt oder habe mich versteckt“, sagt eine junge Borkumerin. Dass es abgeschafft werde, sei nur eine Frage der Zeit gewesen.
Tradition soll bleiben
Aber nicht allen ist es egal, dass auf diesen Teil des Festes jetzt verzichtet wird. „Man muss uns unsere Tradition lassen. So ein kleiner Schlag auf den Po mit einem Kuhhorn, das tut doch keinem weh. Und wenn du das nicht willst, dann gehst du eben später hin zum Fest. Es ist einfach unsere Tradition. Wir sind doch keine Hinterwäldler. Aber den einen Tag im Jahr wollen wir unser Klaasohmfest feiern“, sagt eine Borkumerin (62).
Das sehen die mutigen Frauen, die in der Öffentlichkeit über ihre erschütternden Erlebnisse mit Klaasohm gesprochen haben, anders. Sie berichteten von Schmerzen, von Hämatomen „vom Steißbein bis zur Hinterseite vom Unterschenkel“, dass sie sich gegen die Schläge gewehrt und am Ende nur noch geweint hätten. All das gehört jetzt wohl der Vergangenheit an – und vielen Borkumer fehlt diese Tradition auch nicht.